2. Juni – Kootenay NP – Kimberley 

Um sieben Uhr stehen wir auf. Es war wirklich sehr kalt in dieser Nacht. Wir müssen heute unbedingt Gas bekommen, damit wir in den nächsten Nächten etwas mehr heizen können. Da wir vom Vermieter keine zusätzlichen Decken bekommen haben, müssen wir uns entsprechend warm anziehen. Den Schlafsack habe ich dieses Mal doppelt genommen, da er recht groß ist. Dadurch habe ich nicht gar so sehr gefroren. Ein Blick aus dem Fenster zeigt uns einen strahlend blauen Himmel. Die Bären haben sich auch vornehm zurück gehalten.

Gegen 10:00 Uhr fahren wir los. Zuerst wird die Tankstelle aufgesucht und wir haben Glück und können unseren Tank mit Propangas füllen. Nun brauchen wir nicht mehr zu frieren. Wir machen noch einen Zwischenstopp im Ort Lake Louise kaufen noch Ansichtskarten, etwas Wasser und Bier. Dieser Ort ist eigentlich mehr eine Versorgungsstation mit Übernachtungsmöglichkeiten. Viel einkaufen sollte man hier nicht, denn das Preisniveau ist doch recht hoch.

Nun fahren wir wieder zum HW 1 in Richtung Banff. Die Straße führt immer am Bow River entlang. Dann biegen wir auf den Highway 93 ein und fahren wieder in Richtung Süden. Wir sehen links und rechts neben der Straße mehrere junge Leute, die den Straßenrand vom Müll säubern. Sicher ist dies auch eine Maßnahme um Waldbrände zu verhindern. Bei der Sonneneinstrahlung und relativer Trockenheit kommt es sicher schnell zu Selbstentzündungen von weggeworfenen Glas und Metall. Ich kann sowieso nicht verstehen, wie man seinen Müll einfach aus dem Fenster werfen kann.

Vor uns liegen die imposanten „Zinnen“ und „Türme“ der Castle Mountains. Der Highway steigt hinauf zum 1.651 m  hohen Vermillion Pass, der ebenfalls eine Wasserscheide ist. Hier oben auf dem Pass, an der Grenze zwischen Alberta und British Columbia beginnt der Kootenay Nationalpark. Wir fahren jetzt etwa 100 km durch eine wunderschöne, imposante Landschaft. Nicht weit hinter dem Pass sehen wir, dass die Wälder verbrannt sind. Aus den Prospekten, die wir in dem Informationszentrum mitgenommen haben, erfahren wir, dass hier 1968, in den 90er Jahren sowie 2003 große Waldbrände gewütet haben. Wir fahren kilometerweit an den abgebrannten Bäumen vorbei. Dies tut uns in der Seele weh, wie dadurch die Schönheit dieses Landstriches leidet.

Wir kommen zu dem Parkplatz der Paint Pots. Um zu diesem Highlight zu kommen, müssen wir eine kleine Wanderung unternehmen. Ein gut ausgebauter Pfad führt durch den Wald hinab zum Kootenay River. Über eine schwankende Hängebrücke überqueren wir den Fluss. Noch ein kurzer Weg durch den Wald und wir sehen ein Gebiet, dass farbige Erde aufweist.

Vor rund einhundert Jahren war die farbenfrohe Erde, die heute als Paint Pots bekannt ist, beliebte Handelsware bei den Ureinwohnern der Kootenays und später bei den ersten europäischen Siedlern, die es als Färbemittel benutzten. Die Erdfärbungen werden von Mineralienzusätzen verursacht. Wir laufen zwischen den Wiesen mit roter Erde hindurch und wandern den Bach entlang hinauf zu den Quellen. Das Bachbett ist zum Teil richtig rot bis ockerfarben. Dann erreichen wir die Anhöhe und sehen kreisrunde Krater, aus denen eisenhaltiges Wasser fließt. Es sind ockerfarbene „Töpfe“, die von zartem, grünem Gras umgeben sind. Es sieht einfach irre aus. Ein Blick zurück zeigt uns eine tolle Aussicht auf die farbige Erde, die von grünem Gras umgeben ist und im Hintergrund ragen die schneebedeckten Gipfel in einen strahlend blauen Himmel.

Wir müssen uns nun leider von diesem schönen Anblick trennen und wandern zurück zum Parkplatz. Die Fahrt geht nun weiter durch diese herrliche Berglandschaft.

Auf einem schönen Parkplatz direkt am Kootenay River legen wir eine Pause ein. Wir essen eine Kleinigkeit und Norbert legt sich dann etwas ins Wohnmobil. Ich setze mich inzwischen auf eine Bank in der Sonne und genieße die herrliche Aussicht. Eine Frau in meinem Alter kommt vorbei und setzt sich zu mir auf die Bank. Wie immer fragt sie mich nach dem Woher und dem Wohin. Sie erzählt mir, dass sie aus Edmonton stammt und mit ihrem Sohn einen Ausflug unternimmt. Wir unterhalten uns über unsere Kinder, manchmal mit Händen und Füßen. Dabei haben wir viel Spaß. Dann stellt sich heraus, dass sie auch Christin heißt. Als dann ihr Sohn kommt, muss er schnell noch ein Foto von uns machen und wir verabschieden uns fröhlich winkend voneinander. Es ist immer wieder schön, wie aufgeschlossen und kontaktfreudig die Kanadier sind.

Wir erreichen den Sinclair Pass mit seinem herrlichen Aussichtspunkt über dem Kootenay River und auf die Berge der Rocky Mountains. Schautafeln informieren über die Namen der Gipfel und die hier herrschende Flora und Fauna. Durch den Sinclair Canyon fahren wir vorbei an Radium Hot Springs in das Tal des Columbia Rivers. Leider fehlt uns auch dieses Mal die Zeit, diesem Ort einen Besuch abzustatten.

Nun geht es in Richtung Süden, vorbei an Invermer und Fairmont Hot Springs. Dies ist das Tal der heißen Quellen, welches von vielen Touristen besucht wird. Die Fahrt führt uns an den Dutch Creek Hoodoos vorbei. Bald darauf erreichen wir Canal Flats, ein misslungenes Projekt eines Kanales zwischen dem Columbia und Kootenay Rivers.

Wir biegen nun nach Kimberley ab. Mit 6.900 Einwohnern ist dies die höchst gelegene Stadt in British Columbia. Die Stadtväter ersannen ein erfolgreiches Projekt, um ihr Städtchen zu retten. Als nach fast hundert Jahren die Vorräte an Blei-, Zink- und Silbererz zu Ende gingen und der Wohnstadt der Bergarbeiter das Aus drohte, verpasste man der kleinen Fußgängerzone im Ortszentrum einen „Oberbayern-Look“. Die Häuser erhielten Lüftlmalerei und die Hydranten aufgemalte Lederhosen. Es gibt Akkordeonmusik, Bratwurst, Apfelstrudel und eine Kuckucksuhr, aus der es zur vollen Stunde jodelt. Das Mozartstübchen, in dem wir vor sechs Jahren ein gutes deutsches Essen bekamen, hat heute leider Ruhetag.

Deshalb gehen wir in eine Bäckerei und fragen nach einem Espresso. Und siehe da, wir bekommen einen richtigen Guten. Es dauert nicht lange, da kommt der Wirt an unseren Tisch und fragt woher wir kommen. Er erzählt uns dass er gebürtiger Schweizer ist und aus Interlaken stammt. Er lebt seit dreißig Jahren hier in Kanada. Für die Touristen hat er extra eine Kaffee- und Espressomaschine gekauft. Wir genießen nach langer Zeit wieder einmal den guten Kaffee.

Es geht bereits auf 18:00 Uhr zu und wir fahren weiter Richtung Süden. Nach ca. 5 km kommt die Abzweigung zu dem Campingplatz, den ich für heute ausgesucht habe. Wir fahren durch Wald immer bergauf und ich bin gespannt, wo der Weg uns hin führt. Wir erreichen den Campingplatz und melden uns an der Rezeption. Die Mitarbeiterin will gerade Feierabend machen und sagt wir sollen uns einen Platz suchen und morgen bezahlen. So fahren wir auf den Platz, der sehr großzügig angelegt ist. Wir finden einen sehr schönen Stellplatz mit Blick auf den grün schimmernden, tief im Tal liegenden St. Mary River. Wir schließen das Wohnmobil an  und lassen bei einem Glas Wein den interessanten Tag Revue passieren. Gegen 22:30 Uhr ist dann Schlafenszeit.

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