10. Juni – Columbia Icefield – Jasper

Wir stehen wieder um 7:30 Uhr auf und die Sonne lacht von einem wolkenlosen Himmel. Nach einem guten Frühstück machen wir noch einen kurzen Einkauf in dem kleinen Supermarkt und dann geht es die Straße zurück zum Icefields Parkway. Die Berge breiten sich vor uns aus und wir haben einen herrlichen Weitblick. Wir erreichen das Waldbrandgebiet und sehen dass die Feuerwehr immer noch im Einsatz ist.

Die Schranke für die Einfahrt in den Nationalpark kommt in Sicht. Der Rancher grüßt nur freundlich und lässt uns durch (wir haben ja den Jahrespass). Nach ca. zweihundert Metern sehen wir neben der Straße einen wunderschönen Schwarzbären. Natürlich halten wir sofort an und beobachten, filmen und fotografieren ihn. Er lässt sich gar nicht stören, setzt sich gemütlich ins Gras und fängt an sich zu putzen.

Bald darauf erreichen wir den Parkway und entschließen uns, das Stück zum Mistaya Canyon zurückzufahren. Der Parkplatz ist noch recht leer und wir machen uns auf die Wanderung bergab. Nach etwa 500 m hören wir das Wasser schon rauschen.

Eine Brücke führt über die enge, gewundene Schlucht, deren senkrechte Kalksteinwände vom Wasser in den Berg gefräst wurden. Es ist immer wieder erstaunlich, was Wasser doch für eine Kraft hat. Nun steigen wir den Berg wieder hinauf und die Fahrt geht weiter nach Norden. Wir kommen vorbei am Saskatchewan Crossing. Hier gibt es die einzige Tankstelle auf dem Parkway und ein schönes Restaurant. Vor sechs Jahren haben wir hier mit unseren Freunden ein richtig gutes Mittagessen bekommen.

Nun geht es ständig bergauf und wir erreichen den zweithöchsten Punkt des Parkway, den Sunwapta Pass mit einer Höhe von 2.035 m. Er ist die Grenze zwischen Banff und Jasper Nationalpark. Wir machen einen kurzen Stopp und schauen hinab in das Tal. Zwei hungrige Raben schauen uns fragend an und sie müssen uns nicht groß bitten, sie bekommen unsere Brotreste vom Frühstück. Sie sammeln alles in ihrem Schnabel und schaffen es erst einmal weg. Im Nu sind sie aber zurück und warten auf die nächste Ration.

Gleich hinter dem Pass kommen wir zum Columbia Icefield des Athabasca Gletschers. Dieses Eisfeld hat eine Größe von 325 km² und speist gleich drei bedeutende Flusssysteme, den Athabasca River (zum Polarmeer), den Saskatchewan  River (Hudson Bay) und den Columbia River (Pazifik).  Wir halten an dem Interpretive Centre und haben von hier einen schönen Blick auf den Gletscher. Es werden Fahrten angeboten, den Gletscher mit Snow Coaches zu befahren. Wir verzichten auf so ein Vergnügen, denn wir können nicht verstehen, wie man einesteils beklagt, dass der Gletscher immer weiter zurückgeht und anderenteils mit Fahrzeugen darauf herumfährt und das Eis damit schädigt.

Nun wir fahren nach dieser kurzen Rast weiter und es geht nun ständig bergab. Auf der linken Seite ist eine sehr tiefe Schlucht zu sehen. Die Landschaft ist wunderschön. Unser nächster Stopp sind die Sunwapta Falls. Hier mündet der Sunwapta River in den Athabasca River, der ab jetzt unser Begleiter ist.

Nun kommen wir zu einem schönen Aussichtspunkt. Als wir vor sechs Jahren mit unseren Freunden hier entlang fuhren, entdeckten wir neben der Straße Tiere. Für den ersten Moment sahen wir nur das Hinterteil und ich dachte sofort an einen Bären. Aber es konnten doch keine Eisbären sein, denn das Fell war weiß. Dann hoben sie den Kopf und ich sah Hörner. Es waren Schneeziegen, besser gesagt die Mountain Goats. Die gleichen Gedanken hatten unsere Freunde. Deshalb nennen wir sie nun liebevoll „Eisbär mit Hörnern“. Nun waren wir gespannt, ob wir dieses Mal das gleiche Glück haben, diese sehr scheuen Tiere zu sehen. Und tatsächlich sehen wir so eine hübsche noch sehr junge Bergziege direkt neben der Straße gegenüber dem Parkplatz. Sie lässt sich überhaupt nicht stören beim Fressen.

Nun werden Fotoapparat und Kamera gezückt und von allen Seiten Aufnahmen gemacht. Dann gehen wir noch zu dem schönen Aussichtpunkt und bestaunen das herrliche Tal des Athabasca Rivers. Anschließend machen wir noch ein kleines Picknick. Inzwischen ist die kleine Bergziege wieder verschwunden. Dann geht die Fahrt weiter in Richtung Jasper.

Der letzte Höhepunkt unserer heutigen Tour sind die Athabasca Falls. Der Athabasca River stürzt sich mit seiner ganzen Kraft über eine zwölf Meter hohe Stufe aus hartem Gestein in einen kurzen Canyon. Der Mount Kerkeslin bildet eine eindrucksvolle Kulisse. Nach diesem kleinen Rundgang geht die Fahrt zum Whistler Campground. Er liegt am Fuße des gleichnamigen Berges.

Dieses Mal müssen wir an der Rezeption anstehen. Am Straßenrand können wir Waipitis beobachten. Wir wollen hier zwei Nächte bleiben. Für die erste Nacht bekommen wir nur einen Platz ohne Strom und Wasser. Der Stellplatz für die zweite Nacht ist mit Full-Hook-up.

Der Campingplatz ist sehr schön angelegt, mitten im Wald und die Stellplätze sind sehr großzügig. Der Mitarbeiter an der Rezeption warnte uns vor Grizzlybären. Am Morgen hat ein Bär ein junges Waipiti gerissen und ist mit dem blutenden Tier quer über den Campingplatz gelaufen (gruselig). Unsere Stellplatznachbarn lernen wir schnell kennen. Es ist ein Ehepaar aus Essen und wir unterhalten uns lange über unsere Erlebnisse. Nach dem Abendessen setzen wir uns zu einer Flasche Wein zusammen und tauschen unsere Erfahrungen aus. Sie waren schon wesentlich öfter in Kanada und können uns noch viele gute Tipps und Hinweise geben. Gegen 23:30 Uhr heben wir unsere Runde auf und gehen müde aber glücklich schlafen. Es war wieder ein wunderschöner, erlebnisreicher Tag. 

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