Im Herzen Thüringens, umgeben von sanften Hügeln und dichten Wäldern, erhebt sich die beeindruckende Burg Ranis. Sie thront majestätisch über der gleichnamigen Stadt und zieht mit ihrer reichen Geschichte und ihrer malerischen Lage Besucher aus nah und fern an. Doch nicht nur die Burg selbst hat einiges zu bieten – in unmittelbarer Nähe wartet die faszinierende Ilsenhöhle darauf, entdeckt zu werden.
Die Burg Ranis ist eine der ältesten und besterhaltenen Burgen in Thüringen. Ihre Ursprünge reichen zurück bis ins 11. Jahrhundert, und sie diente über Jahrhunderte hinweg als Schutz- und Wohnburg. Heute ist die Burg ein kulturelles Zentrum und beherbergt das Thüringer Literatur- und Autorenzentrum. Beim Rundgang durch die Burg können Sie nicht nur die imposante Architektur bestaunen, sondern auch eine beeindruckende Aussicht über das Saaletal genießen. Besonders empfehlenswert ist ein Besuch der Ausstellung, die Einblicke in die Geschichte der Region und das Leben auf der Burg im Mittelalter bietet.

















Die Ilsenhöhle und die Ursprünge des modernen Menschen: Ein Fenster in die Vergangenheit
Am Fuße der beeindruckenden Burg Ranis, im Herzen Thüringens, verbirgt sich eine der bedeutendsten archäologischen Fundstellen Europas: die Ilsenhöhle. Von 2016 bis 2022 führten Archäologinnen und Archäologen hier bahnbrechende Ausgrabungen durch, die unser Verständnis von der frühen Menschheitsgeschichte revolutionierten.
Die frühen Bewohner Europas
Schon vor über 45.000 Jahren lebten moderne Menschen (Homo sapiens) in der Region um Ranis. Die wissenschaftlichen Beweise, darunter Knochenfragmente, datieren ihre Anwesenheit sogar auf eine Zeit vor 47.500 Jahren – zu einer Ära, in der die Temperaturen in Europa deutlich kälter waren als heute. Diese Funde machen die Ilsenhöhle zum ältesten bekannten Fundort des modernen Menschen in Nordeuropa.
Ein besonderes Highlight der Ausgrabungen war der Nachweis, dass Werkzeuge, die früher den Neandertalern zugeschrieben wurden, in Wirklichkeit von Homo sapiens hergestellt wurden. Die Fundstelle unterhalb der Burg Ranis liefert somit Beweise für die erste Ausbreitung unserer Spezies in nördlichen Regionen Europas.
Koexistenz von Neandertalern und modernen Menschen
Die Ilsenhöhle ist nicht nur ein Zeugnis für das Leben des Homo sapiens, sondern auch für den Übergang von der mittleren zur jüngeren Altsteinzeit. In den Schichten der Höhle fanden Forschende sowohl typische Werkzeuge der Neandertaler als auch darüberliegende Schichten mit charakteristischen Steinwerkzeugen des modernen Menschen.
Diese Schichten dokumentieren eine faszinierende Zeit des Wandels, in der die beiden Menschengruppen über Jahrtausende in Mittel- und Nordeuropa nebeneinander existierten. Zwar gibt es keine Beweise für direkte Begegnungen in der Ilsenhöhle, doch die Koexistenz unterstreicht die komplexe Dynamik dieser Epoche.
Archäologische Meisterleistung
Bereits in den 1930er-Jahren wurde die Höhle intensiv erforscht. Doch die jüngsten Ausgrabungen gingen noch tiefer: In unberührten Sedimenten bis zu 8 Metern Tiefe unter dem eingestürzten Höhlendach entdeckten Archäologinnen und Archäologen Tausende zersplitterte Knochenfragmente. Darunter fanden sich 13 Stücke, die eindeutig dem Homo sapiens zugeordnet werden konnten.
Diese Funde markieren einen Meilenstein in der Forschung. Sie belegen nicht nur die früheste Besiedlung durch den modernen Menschen in Mittel- und Nordeuropa, sondern liefern auch Einblicke in das Leben vor Zehntausenden von Jahren.
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