☀️ Saint-Rémy-de-Provence im Licht der Provence

Wer sich Saint-Rémy-de-Provence nähert, tut dies nicht einfach über eine Straße – sondern durch eine Allee, die wie ein stiller Empfang wirkt. Sie ist gesäumt von majestätischen Platanen, deren hohe, knorrige Stämme sich wie eine natürliche Kathedrale über die Straße wölben. Besonders im Sommer spenden sie Schatten und verleihen der Fahrt eine fast filmische Atmosphäre – viele Reisende beschreiben sie als „Tor zur Provence“. Die Allee ist nicht nur landschaftlich reizvoll, sondern auch historisch bedeutsam. Vincent van Gogh spazierte oft entlang dieser Straße während seines Aufenthalts in der Abtei Saint-Paul-de-Mausole.

Saint-Rémy-de-Provence ist eine charmante Kleinstadt im Herzen der Provence, eingebettet in die sanften Hügel des Alpilles-Massivs. Mit rund 9.500 Einwohnern und über 2.000 Jahren Geschichte zählt sie zu den kulturellen Juwelen Südfrankreichs.

Bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. gründeten keltisch-ligurische Stämme hier ein befestigtes Oppidum. Später verwandelten griechische Siedler aus Massalia (dem heutigen Marseille) den Ort in die antike Stadt Glanum, die unter römischer Herrschaft ihre Blütezeit erlebte. Tempel, Thermen, ein Forum und luxuriöse Villen zeugen bis heute von dieser Epoche. Die berühmten „Antiques“ – der römische Triumphbogen und das Mausoleum der Julier – sind eindrucksvolle Relikte dieser Vergangenheit.

Erst im Mittelalter entwickelte sich das heutige Saint-Rémy rund um die Abtei Saint-Paul-de-Mausole, die später durch einen ihrer berühmtesten Bewohner weltweite Bekanntheit erlangte: Vincent van Gogh. Der niederländische Maler verbrachte hier ein Jahr in psychiatrischer Behandlung und schuf über 150 Werke.  

Heute verbindet Saint-Rémy-de-Provence auf einzigartige Weise antike Geschichte, künstlerisches Erbe und provenzalische Lebensfreude. Enge Gassen, schattige Boulevards, Wochenmärkte und kleine Cafés laden zum Verweilen ein. Die Stadt ist ein beliebter Rückzugsort für Künstler:innen, Schriftsteller:innen und Reisende, die das Licht, die Ruhe und die Inspiration der Provence suchen.

🎨 Vincent van Gogh in Saint-Rémy-de-Provence

Ein Jahr zwischen innerer Dunkelheit und künstlerischem Licht

Im Mai 1889 ließ sich Vincent van Gogh freiwillig in der psychiatrischen Klinik Saint-Paul-de-Mausole am südlichen Rand von Saint-Rémy-de-Provence einweisen. Die Klinik war in einem ehemaligen Kloster untergebracht – ruhig gelegen, umgeben von Olivenhainen, Lavendelfeldern und den sanften Hügeln der Alpilles. Van Gogh litt zu dieser Zeit unter schweren psychischen Krisen, doch die Umgebung bot ihm eine Art Zuflucht.

Trotz seiner inneren Kämpfe war dieser Aufenthalt künstlerisch außergewöhnlich fruchtbar. In nur 12 Monaten schuf Van Gogh über 150 Gemälde und 100 Zeichnungen

Van Gogh malte oft direkt aus dem Fenster seiner Zelle oder während seiner begleiteten Spaziergänge. Die Landschaft von Saint-Rémy – mit ihren Zypressen, Feldern und dem besonderen Licht – wurde zu einem Spiegel seiner inneren Welt: wild, schön, verletzlich.

„Ich fühle eine tiefe Verbindung zu dieser Landschaft – sie spricht zu mir, auch wenn ich selbst kaum Worte finde.“ (frei nach Van Goghs Briefen an seinen Bruder Theo)

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