30. Mai – Castlegar 

Heute schlafen wir bis 8:00 Uhr und es ist wieder ein wunderschöner sonniger Tag. Da es bereits recht warm ist, verlegen wir unser Frühstück wieder nach draußen. Es ist richtig schön, den Morgen zu genießen. Anschließend gehe ich zur nächsten Telefonzelle und versuche mein Glück mit der Telefonkarte. Und welch ein Wunder, es funktioniert und ich spreche eine ganze Weile mit unserer Tochter. Es ist schön, nach einer Woche mal etwas von zuhause zu hören.

Danach packen wir unsere Sachen zusammen und verabschieden uns von Ingrid und Leon, dabei lernen wir gleich noch das dritte Familienmitglied kennen, Hund Columbo. Dieser ist sehr fotogen und setzt sich gleich in Positur. Wir haben viel Spaß.

letzter Blick auf Osoyoos
Greenwood
Grand Forks
Christina Lake

Es ist bereits 10:30 Uhr als wir losfahren. Die Strecke führt uns jetzt in Serpentinen steil bergauf. Der See und der Ort liegen uns jetzt zu Füßen und wir haben einen herrlichen Blick über das ganze Tal. Die Fahrt geht auf dem Highway 3 in Richtung Osten. Wir erreichen den Summit Pass mit einer Höhe von 1.233 m. Die Fahrt führt uns über eine Hochebene, die von vielen Farmen geprägt ist. Der HW 3 verläuft immer entlang der Grenze zur USA. Wir fahren durch kleine Orte, wie zum Beispiel Midway, die auf der Karte wie Städte aussehen.

Midway ist ein kleines Dorf mit etwa 700 Einwohnern, gelegen im sonnigen Kettle Valley und ist umgeben von verbrannten Hügeln. Es liegt so nah an der US-amerikanischen Grenze, dass man nicht „ohne seinen Reisepass im Fluss schwimmen“ sollte. Das tut es, seit der Vertrag von 1846 die Grenze zu den USA vom 54. Breitengrad auf den 49. Breitengrad verschoben hat. Gegründet wurde Midway (was vor 1894 Boundary City hieß) von Fellhändlern und weißen Siedlern. Es war lange Zeit die Endstation der “Columbia and Western Railway” (einer Tochtergesellschaft der CPR). Der Personenverkehr wurde 1964 eingestellt und die Schienen entfernt. Der alte Bahnhof beherbergt heute das Museum und die alte Schienentrasse wurde zu einem Teil des Trans Canada Trail.

Bald darauf erreichen wir Greenwood. Sie ist mit etwa 500 Einwohnern Kanadas kleinste Stadt. Das Stadtrecht stammt noch aus einer Zeit um 1900 als hier über 3.000 Leute wohnten. Die Stadt war das Zentrum der Kupferproduktion in der Boundary Region. Greenwood gehörte mit zu einer der größten kupferproduzierenden Gegenden weltweit. Der Boom brachte viele Menschen in die Gegend und viel Geld. In der Stadt wurden schöne Häuser gebaut, die Straßen wurden geteert, es gab mehr als 25 Hotels und ein Opernhaus mit 1.000 Sitzen.

Doch 1918 war der Boom vorbei; nach dem Ende des ersten Weltkriegs sank der Kupferpreis extrem. Die Fabriken und Minen schlossen. 1941 lebten nur noch ca. 200 Menschen in der Stadt. Etwa zu der Zeit wurden um die 1.000 Japan-Kanadier hierher in ein Internierungslager umgesiedelt und die Bevölkerung stieg somit auf 1.200 Menschen. Danach ging es dann weiter bergab. Ein kleines Highlight gab es noch in der Geschichte der Stadt: 1998 haben die Universal Studios und Filmemacher Scott Hicks den Ort als Kulisse für die Verfilmung von David Gutersen’s Roman “Snow Falling on Cedars” gewählt.

Heute ist Greenwood auf alle Fälle einen Stopp wegen seiner Andersartigkeit wert. Die Mainstreet bietet – trotz einiger recht gut gepflegter Häuser – einen Einblick davon, wie schön es hier mal war. Es gibt ein paar nette Kaffees und Läden und einen kleinen Grocery-Store, der sich wie der Rest der Stadt im Stil des Wilden Westens gibt.

Die Fahrt geht weiter nach Grand Forks, das ebenfalls nahe der Grenze zur USA liegt. Dieser Ort hat ca. 4.200 Einwohner und wurde 1867 von amerikanischen Siedlern gegründet, die auf der Suche nach Bodenschätzen waren.

Wir halten an einem großen Supermarkt, um hier unsere Vorräte aufzufüllen. Es ist ein riesiger Supermarkt und es gibt viele Dinge von Süßigkeiten über Reis bis zu getrockneten Früchten, die man sich aus Behältnissen selbst abfüllen kann. Da dies recht ungewöhnlich ist, nimmt Norbert die Kamera und filmt dies. Ein Kanadier mit seinem Sohn wird auf uns aufmerksam und fragt uns gleich, woher wir kommen. Wir unterhalten uns und er erklärt uns, wie wir mit der Selbstbedienung umgehen müssen. Auf einem Streifen müssen wir die Nummer des Lebensmittels aufschreiben, das wir in einen Beutel füllen. Wieder etwas gelernt. Nach unserem Einkauf bekommt auch unser Auto eine „Fütterung“.

Das Wetter ist nach wie vor sehr sonnig und warm, ca. 30°C. Die Fahrt geht weiter. Die Landschaft wird wieder etwas bergig und wir nähern uns dem Christina Lake. Es ist ein langgestreckter See, der zu den wärmsten dieser Region gehört. Auf einem Parkplatz machen wir Rast und essen etwas zum Mittag. Dabei genießen wir den Blick über den See. In Grand Fork hatten wir uns reichlich mit frischem Obst und Gemüse eingedeckt. Dieses ist hier besonders umfangreich und auch preisgünstig. Nun essen wir voller Genuss die süßen kalifornischen Weintrauben.

Gut gestärkt geht die Fahrt weiter in Richtung Castlegar. Es geht nun relativ steil bergauf und wir sehen wieder am Rande etwas Schnee liegen. Wir erreichen den Bonanza Pass mit einer Höhe von 1.535 m. Wir haben einen herrlichen Blick auf die umliegenden Berge des Valhalla Provincial Parks. Nun geht es wieder bergab und wir entschließen uns, nicht den Umweg über Rossland zu nehmen, sondern die direkte Strecke nach Castlegar zu fahren. Der Abstecher nach Trail und Rossland wird von den Reiseführern empfohlen, da man hier einen Einblick in die Geschichte des Bergbaus und des Goldrausches bekommt. Landschaftlich soll die Strecke sehr attraktiv sein, aber man benötigt dafür mindestens zusätzlich zwei bis drei Stunden. Da es bereits später Nachmittag ist und unsere Erkältung sich noch nicht wesentlich gebessert hat, fahren wir auf den kurz vor Castlegar liegendem Campingplatz „Castlegar RV Park“. In der Rezeption werden wir von einer schwarz weißen Katze begrüßt, die sich erst einmal ihre Schmuseeinheiten abholt. Wir bekommen problemlos einen schönen Platz mit vollem Komfort. In dem kleinen Laden der Rezeption kaufen wir gleich noch Mückenschutz.

Wir schließen unser Wohnmobil an und genießen noch etwas die Sonne. Es ist angenehm warm. Später kommen wieder Mücken und wir essen lieber im Wohnmobil. Heute braten wir uns Lachs. Dazu gibt es etwas Brot und Weintrauben. Mit ein paar Spielchen klingt der Abend aus. Um 22:00 Uhr ruft unser Bett.

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