02.05.2018 – Fahrt zum Lake Tahoe

Da die Abfahrt heute um 8 Uhr ist, schlafen wir bis um sechs. Wichtig ist uns immer, am Morgen nicht zu hetzen und gemütlich zu frühstücken. Es freut uns, dass Gladys nicht schon wieder viertelacht vor der Tür steht und drängelt.

Dreiviertelacht stehen aber dann beide vor der Tür. Mike hat seinen Laptop unter dem Arm. Beide riechen stark nach Knoblauch. Mir wird ganz übel. Sie wissen, dass wir dieses Gewürz nicht mögen. Er hat wieder viel aufgeschrieben und von Google übersetzen lassen. Es ging um die vergangenen Tage, was er alles für uns gemacht hat.

Gestern hätte er eine Stadtbesichtigung organisiert (warum hat er nichts gesagt), aber wir wären nicht mitgekommen. Er hätte uns extra mit dem jungen Mann und den Damen gestern im Lokal bekannt gemacht, damit wir auch mal mit anderen sprechen könnten. Als er uns in die Ghostdown gefahren hat, dass hätte alles viel Sprit gekostet. Dass der Campground hier so teuer ist, liegt daran, dass er so zeitig reserviert hat usw. Wir haben in den letzten Wochen oft gemerkt, dass Mike sich die Wahrheit so zu recht schwindelt, bis sie seiner Auffassung entspricht.

Das alles brachte bei uns und besonders Norbert das Fass zum überlaufen. Es krachte nun richtig und Norbert sagte, dass nun Schluss sei. Gladys meinte nur, sie kommen sowieso nicht mehr nach Deutschland und verlässt unser Wohnmobil. Norbert drückt Mike noch Geld in die Hand, mehr als ihnen eigentlich zusteht. Mike zählt es eifrig nach, scheint zufrieden zu sein und verlässt ebenfalls das Wohnmobil.

Wir sind nun erst einmal richtig geplättet und brauchen etwas Zeit, das alles zu verarbeiten. Nach ca. zehn Minuten geht Norbert den Müll wegschaffen, da ist von den Zweien schon nichts mehr zu sehen. Langsam macht sich bei uns Erleichterung breit. Wir schließen nochmal den Strom an. Ich hole den Laptop und sehe nach, ob wir den Lake Tahoe anfahren können. Es gibt keine winterlichen Einschränkungen. Also ist  das unser heutiges Tagesziel. Also alles startklar machen, Navi programmieren und schon geht es los. Wir fahren auf die I-50 in Richtung Osten. Zuerst ist noch viel los auf der Straße, aber mit der Zeit wird der Verkehr weniger und die Landschaft schöner. Es geht in die Berge und wir genießen einfach das Fahren in der schönen Landschaft. Wir müssen niemanden mehr hinterherjagen. An verschiedenen View Points halten wir an, und genießen die schöne Aussicht. Zwischendurch tanken wir noch und frischen unsere Vorräte auf.

Auf der Weiterfahrt öffnet sich plötzlich ein Tal und wir sehen den Lake Tahoe. Was für ein toller Anblick. In Serpentinen geht es hinab ins Tal. Ich hatte Campingplätze im Navi rausgesucht. Leider ist einer gar nicht vorhanden, zwei sind noch geschlossen. Als wir am See entlang fahren, sehen wir gleich rechts neben der Straße einen schönen Platz mitten im Wald liegen. Den steuern wir gleich an und er ist geöffnet. Ich muss nur einen Moment warten, bis die Dame der Rezeption kommt. Wir erhalten einen schönen Platz, der nicht gerade preiswert ist, aber immer noch einiges weniger kostet als der in Sacramento. Man sieht von unserem Stellplatz den See durch die Bäume schimmern.

Nachdem wir uns eingerichtet haben, gehen wir die wenigen Schritte bis zum See. Ein wunderschöner Anblick bietet sich uns. Der See hat viele verschiedene Blautöne und im Hintergrund sieht man die Berge mit ihren weißen Gipfeln. So habe ich mir das vorgestellt. Wir setzen uns auf eine Bank in der Sonne und genießen den wunderbaren Blick und die entspannte Ruhe. Viele kleine Streifenhörnchen tollen zwischen den Ufersteinen herum.

Anschließend laufen wir am See entlang in den Ort, schauen uns um und essen anschließend ein gutes Eis. Dann geht es langsam zurück zum Campingplatz. Norbert filmt abends noch den Sonnenuntergang. Den Abend lassen wir dann entspannt ausklingen. Was für ein richtig schöner entspannter Urlaubstag, wenn man sich den Morgen wegdenkt. Für morgen müssen wir keinen Wecker stellen. Ab jetzt ist wieder Urlaub angesagt. Von Mike und Gladys haben wir nie wieder etwas gehört.

Das Ende einer Freundschaft

Was ist eigentlich eine Freundschaft? Ich glaube da gibt es verschiedene Auffassungen. Gerade weil dies bei uns anders war, ist diese Freundschaft in die Brüche gegangen. Für uns bedeutet Freundschaft, dass man zueinander steht und den anderen gern mal eine kleine Freude macht. Bei Mike und Gladys geht es nur nach dem Nutzen. Mit Freundschaft in unserem Sinne hat das wenig zu tun. Als sie uns besucht haben, wurde alles daran gesetzt, ihnen ein unvergessliches Erlebnis zu bereiten. Sie sollten Spaß haben. Sie haben uns ihre Wünsche mitgeteilt und wir haben eine Route zusammengestellt, wo alles enthalten war. Wir haben ihnen mit Hilfe von Freunden einen unvergesslichen Tag auf dem Oktoberfest und eine tolle Stadtbesichtigung von München bereitet. Das Kehlsteinhaus, Neuschwanstein, Rothenburg, Nürnberg, Bayreuth, Dresden, Königstein, Burg Stolpen, Görlitz, Potsdam, Berlin und vieles andere haben wir mit ihnen besucht. Für uns war es immer wichtig, dass sie sich wohlfühlen. Norbert hat ihnen dann noch einen fünfteiligen Film zusammengestellt mit vielen Informationen, alles in englischer Sprache.

Wir haben nicht erwartet, dass sie das ebenfalls tun, wir haben nur erwartet, dass sie uns vielleicht einige schöne Ecken ihres interessanten Landes zeigen und auf unsere Wünsche eingehen. Da sie jedes Jahr bis zu Monaten im Süden mit ihrem Trailer verbringen, dachten wir, dass sie alles bestens kennen müssten. Aber das war weit gefehlt.

Wir haben auf jeden Fall ebenfalls Fehler gemacht, in dem wir Mike die Route ab Las Vegas anvertraut haben.  Bei ihm geht es aber nur darum, was er gern sehen möchte. Teils verbummelt er Tage, dann verfällt er wieder in Aktionismus. Außerdem braucht er ständige Anerkennung für das was er tut. Gladys ist da ganz groß, sie lobt ihn bei jeder Kleinigkeit. Wir sind da nicht so geartet, wir sagen ihm, was uns gefällt und anschließend danke. Da hat er sicher mehr erwartet. Ansonsten sind wir uns vorgekommen wie Trophäen, die als Statisten bei einer Fotosafari dienen.

Wir hätten ihn in vielen Dingen einfach bremsen müssen und manchmal „mit der Faust auf den Tisch hauen“ sollen. Im Nachhinein ist man schlauer. Wir haben auch schöne Zeiten mit ihnen verbracht, hatten viel Spaß und es war oft lustig. Leider haben wir erst in Amerika gemerkt, wie er wirklich ist.

Ich habe lange überlegt, ob ich dies alles in meinem Reisebericht schreiben soll, wollte die Beiden ja nicht schlecht machen. Nach der Reise habe ich manchmal gedacht, vielleicht haben wir auch überreagiert? Aber jetzt nachdem ich den Bericht geschrieben habe, ist mir klar geworden, dass es gar nicht anders hätte enden können. Ich habe einfach alles so geschildert, wie ich es erlebt habe und eure Reaktion zeigt mir nun, dass ich gar nicht so falsch liege. Mir hat es auf jeden Fall gutgetan, dies alles noch einmal zu verarbeiten, denn es vergeht kein Tag, an dem ich nicht darüber nachdenke. Langsam rücken aber die schlechten Erfahrungen in den Hintergrund und die vielen schönen Erlebnisse des Urlaubes bleiben lebendig.

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4 Kommentare zu „02.05.2018 – Fahrt zum Lake Tahoe

  1. Liebe Christine,
    endlich , endlich endlich!

    Schade, kann man nur sagen, aber besser jetzt, als nie.
    Leider habt ihr viel Lehrgeld bezahlen müssen, bis der Entschluss kam.

    Jetzt bin ich gespannt, wie es weiter geht.
    Liebe Grüße, Jindra

  2. Bravo, endlich wart ihr die Beiden los, das ist ja kein Urlaub gewesen!
    Und ich kann es schon leiden, wenn jemand ständig für Nichtigkeiten gelobt werden will.
    Der Rest der Reise wurde sicher wesentlich angenehmer, ich freue mich auf die Fortsetzung.

    Liebe Grüße aus Wien
    Martina

    1. Hi Martina, ich grüße Dich aus Berlin. Freue mich, wenn Dir mein Reisebericht gefällt- Ich hatte das Gefühl, von “einer schweren Krankheit” genesen zu sein. Unsere Tour geht ja noch bis zum 27. Mai und wir haben wirklich noch viele tolle Landschaften gesehen. Ich freue mich, wenn Du mich weiterhin begleitest. Liebe Grüße Christine

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