6. Juni – Bar U Ranch – Banff 

Um 7:00 Uhr morgens stehen wir auf und schauen nach dem Wetter. Wir trauen unseren Augen nicht. Ja ist denn heute „Weihnachten“? Draußen ist alles tief verschneit. Mindestens 10 cm Neuschnee und das im Juni. Vorgestern waren noch ca. 25°C Wärme und jetzt tiefster Winter. Zuerst holen wir unsere Wintersachen hervor und gehen nach draußen. Ich fotografiere und Norbert filmt die weiße Pracht. Eine Familie aus Köln macht ein Foto von uns. Dann wird gefrühstückt und gegen 9:30 Uhr geht die Fahrt los.

Ein bisschen Sorge habe ich, dass die Straßen vielleicht schlecht zu befahren sind. Aber die Sorge ist unbegründet. Zuerst geht es wieder in das Tal in Richtung Beaver Mines. Alles ist tief verschneit soweit man blicken kann und es schneit noch immer. Die armen Kühe auf ihren Weiden sehen auch nicht gerade fröhlich aus.

Die Landschaft ist hügelig mit Wald und Wiesen. Auf dem Hwy3 fahren wir ein paar Kilometer in östliche Richtung und biegen dann auf den Hwy22 Richtung Norden ab. Diese Straße führt uns immer an der Ostseite der Rocky Mountains vorbei. An der Straße kommt ein Schild, das uns sagt, dass man auf den nächsten 135 km nicht tanken kann. Rechts und links sind ab und zu Farmen zu sehen. Die Straße geht meist gerade aus und wir fühlen uns wie auf einer Achterbahn (rauf und runter). Heute erleben wir die Prärie nicht mehr grün sondern vollkommen weiß. Die schneebedeckten Berge im Westen begleiten uns über eine lange Strecke. Manchmal kommen starke Schneeschauer und dann lugt wieder mal die Sonne hervor. Wir bekommen einen guten Eindruck von diesem großen weiten Land, sehen wir doch kaum mal ein anderes Auto. Bald erreichen wir die Bar-U Ranch, die wir besichtigen wollen.

Sie wurde 1881 gegründet und ist eine der vielen Ranches, die zu dieser Zeit entstanden sind, nachdem es so gut wie keine Bisons mehr gab. Das Land wurde sehr billig verpachtet. Bereits 1890 weideten auf der Ranch 10.000 Rinder und 8.000 Pferde. Auf dem Gelände gibt es noch 35 Originalgebäude, von denen noch einige aus den Jahren um 1880 stammen. Wir ziehen unsere Wintersachen an und erkunden die Ranch.

Zuerst gehen wir in das Postgebäude. Ein alter Schreibtisch mit Regalen, ein altes Telefon, wie man es aus den Filmen (z.B. Lassie und Fury) kennt und alte Modekataloge kann man sehen. Wir fühlen uns in die frühere Zeit zurück versetzt. In den weiteren Gebäuden sind Vorratskammern, eine Sattlerei (hier riecht es richtig gut nach Leder) und Ställe untergebracht. Dann kommen wir in ein Haus, in dem die Cowboys gewohnt haben. Im Untergeschoss sind ein Speiseraum, ein Aufenthaltsraum,  eine Küche, Duschen und Toiletten untergebracht. In der Küche sind zwei Mitarbeiter, die Kaffee und Gebäck reichen. Die Küche ist noch mit einem schönen alten Herd ausgestattet. Die Mitarbeiter der Ranch in Originalkleidung erzählen gerade einer Schulklasse über das Leben auf der Ranch. Im Obergeschoss ist ein großer Schlafraum für die Cowboys.

Wir gehen weiter zu den Ställen und sehen einen Mitarbeiter der gerade Jugendlichen seinen schönen schwarzen Hengst vorführt. Es sind noch viele alte Maschinen zu sehen, die zur Bearbeitung des Bodens gebraucht wurden. An einem Lagerfeuer sitzt ein Mann in einem dicken Ledermantel und kocht ein Süppchen. Daneben steht ein Planwagen, wie er früher von den Menschen benutzt wurde, die in den Westen zogen. Wir machen einen kleinen Plausch und gehen dann langsam wieder zum Ausgang. Wir finden die Art und Weise, wie in Kanada das Leben und die Arbeit der Menschen so lebensecht dargestellt wird, immer wieder faszinierend.  

Da es immer noch recht kalt ist, trinken wir etwas Warmes und essen eine Kleinigkeit. Die Fahrt geht weiter Richtung Norden auf dem Hwy22. Wir durchfahren Orte wie Black Diamond, Longview und Turner Valley. Alle diese Ortschaften erinnern uns an den wilden Westen. Sie haben sehr schön hergerichtete alte Häuser und strahlen eine wunderbare Atmosphäre aus. Das Wetter wechselt jetzt ständig wie im April, mal kommen wir in dichtes Schneegestöber, dann wieder Sonnenschein, der den Schnee dann richtig glitzern lässt. Wir sehen unterwegs eine hügelige Landschaft mit kleinen Flüssen und Wäldern. Dazwischen wieder Weiden mit Kühen und Pferden. Ab und zu sehen wir auch Rehe, die unter dem Schnee ihr Gras suchen.

Nun erreichen wir den Hwy1 und fahren wieder Richtung Westen. In der Ferne sehen wir schon die Berge der Rocky Mountains. Es hängen große Wolkenformationen in den Bergen und es sieht aus der Ferne faszinierend aus. Bei Canmore erreichen wir die Rockys und lassen die Prärie hinter uns. Als Campingplatz habe ich für heute den Tunnel Mountain in Banff ausgesucht. Wir nehmen gleich die erste Abfahrt und erreichen den Platz recht schnell. Die nächsten zwei Nächte wollen wir hier verbringen. Die Plätze sind alle sehr großzügig angelegt und gut erreichbar. Wir schließen unser Wohnmobil an. Da es noch immer recht kalt ist, machen wir es uns mit unserer Heizung gemütlich.      

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