Wir stehen heute gegen 7:30 Uhr auf und es scheint erst einmal die Sonne. Nun müssen wir Abschied nehmen von diesem schönen Ort und auch von unseren kleinen Freunden, die schon wieder munter um uns herumtollen. Es ist schon interessant, wie ein Erdhörnchen sein recht großes Gebiet verteidigt. Die anderen Erdhörnchen haben nur sehr kleine Claims und schauen immer neidisch zu dem „King“. Selbst ein Rabe hat großen Respekt vor dem Erdhörnchen.
Gegen 9:00 Uhr geht es dann los in Richtung Osten nach Cardston. Die Berge bleiben hinter uns zurück und wir fahren durch eine hügelige Prärie, die von vielen Ranches geprägt ist. Kleine Flüsse und Seen sorgen für das nötige Grün.
Wir erreichen Cardston, ein kleines Städtchen mit ca. 3.500 Einwohnern und das Zentrum der kanadischen Mormonen. Es gibt hier den einzigen Tempel dieser Glaubensrichtung in Kanada. Der Stadtgründer führte 1887 elf Mormonenfamilien von Utah nach Alberta. Wir halten direkt neben dem Tempel. Der Ort ist sehr großzügig angelegt mit breiten Straßen und großen Vorgärten vor den Einfamilienhäusern. Sie sehen alle recht wohlständig aus. Wir gehen zu dem Eingang des Tempels und sehen viele festlich gekleidete Menschen. Die kleinen Mädchen tragen alle sehr hübsche blaue Kleider. Die kleinen Jungen toben in Anzug und Schlips herum. Vor dem Tor ist ein kleines Besucherzentrum.
Ich fotografiere die Umgebung und sehe mich um. Norbert kennt keine Hemmungen und geht über den Innenhof zum Eingang des Tempels. Inzwischen werde ich von einer Dame des Besucherzentrums angesprochen und sie bittet mich in den Besucherraum. Ich sage ihr, dass ich erst noch meinen Mann holen möchte und gehe ebenfalls über den Innenhof zum Eingang des Tempels. Dort sehe ich im Foyer Norbert im intensiven Gespräch mit einer Dame. Er erzählt mir dann, dass heute sechs Hochzeiten stattfinden.
Wir gehen dann in das Besucherzentrum und unterhalten uns mit dem Ehepaar, das es führt. Der Raum ist sehr elegant ausgestattet mit Couch und Sesseln. Die Frau erzählt uns, dass ihre Mutter aus Ungarn stammt und die Vorfahren Ihres Mannes aus Deutschland kommen. Er spricht aber bis auf einzelne Worte kein Deutsch mehr. Sie zeigen uns in einem Bildband die verschiedenen Tempel der Mormonen auf der Welt. Wir lassen uns aber nicht bekehren und verabschieden uns bald.
Auf der Straße kommen uns ebenfalls viele elegante Menschen entgegen. Wir haben das Gefühl, diese Menschen schauen durch uns hindurch, als würden wir für sie nicht existieren. Sie unterscheiden sich sehr zu den übrigen Kanadiern. Inzwischen hat sich der Himmel bewölkt und wir beschließen weiterzufahren. Nun geht es wieder in Richtung Norden zum Fort MacLeod. Die Prärie ist jetzt flacher und es wird meist Getreide angebaut. In Fort MacLeod füllen wir erst einmal unsere Vorräte auf und tanken. Der Liter kostet hier nur 92,2 kanadische Cent. Nun wollen wir uns das alte Fort ansehen.
Im Jahre 1874 errichtete die Royal Canadian Mounted Police ihr Hauptquartier am Oldman River, welches zu Ehren nach dem Kommandanten, Oberst J.F. MacLeod benannt wurde. Von hier aus überwachten sie die Einhaltung von Recht und Ordnung bei der Erschließung des heutigen Alberta und unterband den Whiskyverkauf an die Indianer. Das Fort, das offizielle Museum der NWP, ist noch vollständig von Holzpalisaden mit Wachtürmen an allen vier Ecken umgeben. Wir bezahlen den Eintritt (8 $ pro Person) und sehen uns als erstes das kleine Museum an. Hier wird über das Alltagsleben der Mounties berichtet, dass doch nicht immer so einfach war.
Wir gehen in den Innenhof und sehen uns die einzelnen Blockhäuser an. In einem davon ist eine Arztpraxis zu sehen mit den verschiedenen „Folterinstrumenten“. In dem nächsten Blockhaus befasst sich eine Sonderausstellung mit der Geschichte und der Lebensweise der Blackfoot Indianer. Mehrere Bilder der bekanntesten Indianerhäuptlinge der verschiedenen Stämme werden gezeigt, mit denen die Mounties einen Friedensvertrag geschlossen haben. Viele sehr schöne handwerkliche Arbeiten der Indianer sind zu sehen.
Leider drängt etwas die Zeit, denn die Mitarbeiterin des Museums sagte uns, wir sollten um 13:45 Uhr in dem Ausstellungsraum sein, da dann ein Vortrag beginnt. Ein Ehepaar mit zwei Kindern und wir sind die einzigen Zuschauer. Zuerst wird uns ein Film über den langen Weg der Mounties in Richtung Westen gezeigt. Nun beginnt für uns etwas Ungewöhnliches. Es beginnt ein Theaterspiel von jungen Leuten (auch indianische Darsteller), die die Unterzeichnung des Friedensvertrages nachspielen. Sie alle tragen historische Kostüme und spielen mit viel Herzblut. Die ganze Darstellung geht bis 15:00 Uhr. Wir bedanken uns mit viel Beifall. Nun gehen wir zurück zum Wohnmobil, schauen uns aber noch kurz die schön gestalteten Häuserfassaden an.
Zuerst machen wir uns einen heißen Kaffee und essen eine Kleinigkeit. Es ist jetzt doch ganz schön kalt und feucht geworden, wenn es auch noch nicht regnet. Nun fahren wir zu unserem nächsten Höhepunkt, dem Head-Smashed-Inn-Buffalo-Jump, einem UNESCO Weltkulturerbe. Es handelt sich hier um eine Klippe am Rande der Porcupine Hills. Zu Füßen der Felswand haben Archäologen eine mehrere Meter dicke Schicht, durchsetzt mit Knochen, Speer- und Pfeilspitzen, ausgegraben. Daraus lässt sich ablesen, dass hier von den Blackfoot und ihren prähistorischen Jäger-Vorfahren 5.000 Jahre lang Bisons über den Rand des Abgrundes getrieben wurden. In den Rand des Steilhanges wurde ein Besucherzentrum über mehrere Etagen gebaut.
Dieses Museum wird von den Blackfoot Indianern verwaltet und geführt. Wir sind gegen 16:15 Uhr am Museum und erfahren, dass dies leider schon um 17:00 Uhr schließt. Die Indianerin an der Kasse gestattet uns für die kurze Zeit das Museum noch zu besuchen und verlangt keinen Eintritt (normal 9$ pro Person). Wir bedanken uns vielmals und schauen uns alles im Schnelldurchgang an.
In dieser Ausstellung wird eindrucksvoll die Geschichte und Lebensweise der Indianer dargestellt. Es zeigt auch die Jagdmethoden, als weder Pferde noch Feuerwaffen zur Verfügung standen. Von der letzten Etage gelangt man auf den Fußpfad, der zu den Klippen führt. Hier hat man einen weiten Blick über die Prärie und ein kleines Zeltlager der Indianer. Zurück geht es durch das Museum. Hier erfahren wir, dass die amerikanische Regierung im ersten und zweiten Weltkrieg den Indianern die Knochen abgekauft und diese zu Phosphorbomben verarbeitet hat, die dann gegen Deutschland eingesetzt wurden.
Nach so viel Geschichte gehen wir zurück zum Wohnmobil und machen uns auf die Suche nach einem Campingplatz. Die Fahrt führt uns zurück nach Fort MacLeod und dann auf den Hwy3 in Richtung Westen. Ich hatte eigentlich einen CG bei Pincher Creek herausgesucht. Wir fahren hier ab und folgen den Hinweis auf einen CG. Der Hinweis führt uns ca. 8 km nach Westen und dann 8 km nach Süden. Wir kommen in den Beauvais Lake Provincial Park.
Als wir zum CG abbiegen sehen wir einen schönen See. Der CG hat eine Selbstregistratur. Es ist bereits 18:15 Uhr und wir suchen uns einen schönen Platz mitten im Wald. Die Stellplätze sind großzügig und weiträumig und mit Strom ausgestattet. Es ist sehr trüb und kalt. Gegen 19:00 Uhr trommelt es aufs Dach, es hat angefangen stark zu regnen. Als wir gegen 22:00 Uhr schlafen gehen, haben sich einzelne Schneeflocken in den Regen gemischt. Da wir die Heizung anhaben ist es richtig gemütlich. Es war wieder ein sehr schöner und interessanter Tag.
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