29. Mai – Waterton Lakes National Park

Der Wetterbericht an der Rezeption des Campingplatzes sagte uns gestern, dass es heute regnen soll. Als ich munter werde gegen 6 Uhr, geht erst einmal die Sonne an einem wunderschönen blauen Himmel auf. Ich ziehe mich schnell an und mache mit dem Fotoapparat einen Rundgang über den Platz zum See. Es ist eine wunderschöne Stimmung, wenn die Natur erwacht. Nun wird erst mal das Frühstück vorbereitet. Als Norbert duscht, merken wir dass das Wasser nicht mehr abläuft. Der Tank ist bereits nach zwei Tagen voll. Eigentlich wollten wir heute noch gar nicht dumpen. Zum Glück haben wir Full-Huck-up. Wir fahren unser Fahrzeug ein Stück nach vorn und schließen den Schlauch an. Auf diesem Campingplatz ist der Abfluss direkt unter dem Wohnmobil. Nun lassen wir erst einmal das Grauwasser ab. Danach können wir unseren normalen Beschäftigungen wieder nachgehen. Der Fuchs macht wieder seine Runde und sucht nach einem Frühstück.

Wir frühstücken inzwischen auch. Leider ist es zum draußen sitzen etwas zu kalt. Gegen 10 Uhr fahren wir dann los. Zuerst wollen wir zur Post und unsere ersten geschriebenen Karten abgeben. Hier sehen wir auch wieder die zahlreichen Rehe und Bighornschafe, die die kostenlose Gartenpflege der Hausbesitzer übernehmen. Dann geht es in Richtung Cameron Lake. Der Weg führt recht steil bergauf und wir haben einen herrlichen Blick auf das Hotel, den Ort und den See. Nun geht es viel durch Wald und an Felswänden vorbei. Plötzlich sehen wir auf der Straße vier Rehe, die uns erst mustern und dann freiwillig die Straße räumen. Mehrmals sehen wir Kaninchen auf der Straße spielen. Sie haben schneeweiße Pfoten, wahrscheinlich ein Überbleibsel des Winterfells.

Dann kommt uns ein Autofahrer entgegen, der uns aufgeregt winkt. Wir halten und kurbeln das Fenster herunter. Er erzählt uns ganz aufgeregt, dass er am See einen Schwarzbären gesehen hat. Es ist schön, wie sich selbst Kanadier noch über eine Bärenbegegnung freuen können.

Nun erreichen wir den See. Kein Fahrzeug und kein Mensch ist zu sehen. Wir parken und steigen aus. Vorsichtig sehen wir uns um, denn wir haben keine Lust dem Bären hier allein zu begegnen. Die Wege sind zum Teil noch mit Schnee bedeckt. Eine Wanderung fällt also erst mal flach. Wir haben einen schönen Blick auf das gegenüberliegende Bergmassiv, das bereits in den USA liegt. Leider sind einige Wolken aufgezogen und es ist keine klare Sicht.

Auf der Rückfahrt sehen wir wieder mehrere Kaninchen auf der Straße. Kurz vor Waterton Lakes sehen wir einen Mann mit einen großen Teleobjektiv stehen. Wir halten an der nächsten Parkbucht und laufen zurück. Er erzählt uns, dass im Gebüsch eine Bärin mit einem Jungen ist. Ich sehe aber nur ein braunes Fell durch das Gebüsch streifen. Das Junge bekommen wir nicht zu Gesicht. Leider sollte dies in diesem Urlaub die einzige Begegnung mit einem Bären bleiben. Aber wir verschmerzen das, haben wir doch bei den zwei vorhergehenden Kanadafahrten bereits zwanzig Bären gesehen.

In Waterton Lakes angekommen fahren wir Richtung Parkausgang und biegen dann zum Red Rock Canyon ab. Diese Strecke ist landschaftlich sehr schön. Es geht durch ein weites Tal von wo aus man immer wieder einen herrlichen Blick auf den tiefer liegenden Fluss hat. Überall blühen Blumen und Sträucher. An verschiedenen Aussichtspunkten machen wir halt und genießen einfach nur die herrliche Aussicht. Hier scheint auch wieder die Sonne und es ist angenehm warm. Am Canyon selbst bekommen wir ohne Probleme einen Parkplatz. Hier wurde in den letzten vier Jahren einiges ausgebaut.

Nun laufen wir den uns bereits bekannten Trail um den Canyon, der uns immer wieder schöne Blicke auf den tiefer werdenden Canyon ermöglicht. Auf einer Bank genießen wir die Sonne und den Blick auf die herrliche Bergwelt. Als wir unsere Runde beenden, spricht uns ein kanadisches Paar an und fragt wie immer nach dem Woher und Wohin. Sie geben uns dann den Tipp, uns die etwa zwei Kilometer entfernten Blackiston Falls anzusehen.

Zuerst geht es am Canyon hinab, dann führt uns der Weg durch den Wald. Wir sind ganz allein und mir ist wieder etwas mulmig vor einer Bärenbegegnung.

Schließlich öffnet sich vor uns ein Tal und wir sehen den tosenden Wasserfall. Der Weg und die Aussichtspunkte zum Wasserfall sind wie immer sehr gut ausgebaut. Zuerst geht es am Canyon hinab, dann führt uns der Weg durch den Wald. Wir sind ganz allein und mir ist wieder etwas mulmig vor einer Bärenbegegnung. Schließlich öffnet sich vor uns ein Tal und wir sehen den tosenden Wasserfall. Der Weg und die Aussichtspunkte zum Wasserfall sind wie immer sehr gut ausgebaut.

Hier sind auch wieder einzelne Wanderer zu sehen. Von den Aussichtspunkten kann man den Fall gut sehen. Dann treffen wir ein kanadisches Ehepaar, dass uns auf eine Herde Mountain Goats unter dem Gipfel des einen Berges aufmerksam macht. Sofort holen wir das Fernglas raus und beobachten die Tiere. Sie sind mit ihrem schneeweißen Fell auf den grünen Bergwiesen sehr gut zu erkennen.

Nur schwer trennen wir uns von dieser herrlichen Gegend und laufen zu unserem Auto zurück. Nun fahren wir den gleichen Weg zurück (einen anderen gibt es ja nicht) und wollen im Prince of Wales Hotel Kaffee trinken und den herrlichen Blick auf den See genießen.

Wir parken neben dem Visitor Center und sehen das Schild, dass das Hotel geschlossen ist. Wieder haben wir kein Glück, das letzte Mal wurde es renoviert. Aber wir laufen trotzdem hinauf, denn den Blick auf die beiden Seen wollen wir uns nicht entgehen lassen. Neben dem Hotel ist eine ganze Herde von Rehen, die hier wieder kostenlose Rasenpflege betreiben. Nun können wir auf den Ort Waterton Lakes und die herrlichen Berge des Glacier NP sehen.

Anschließend fahren wir zum Campingplatz zurück und trinken unseren Kaffee in der schönen warmen Sonne. Unser kleiner Nachbar schaut uns aus ca. zwei Meter Entfernung zu. Er hat inzwischen seine Scheu verloren und verschwindet nicht mehr in seiner Höhle. Er beobachtet sehr genau seine Umgebung. Erst als der Fuchs wieder seine Runde macht, ist er verschwunden.  

Norbert geht noch mal zur Post und holt Briefmarken. Hier müssen auch die Karten und Briefe abgegeben werden, denn einen Briefkasten gibt es in diesem kleinen Ort nicht. Gegen 18 Uhr machen wir noch einen Rundgang am See entlang und anschließend gehen wir zum Trapper Restaurant, um zu Abend zu essen.

Wir wollen sehen, ob Isolde noch da ist. Sie steht an der Kasse und begrüßt uns mit den Worten “schön, dass Ihr Kanada wieder einen Besuch abstattet”. Wir freuen uns, dass sie uns nach vier Jahren wieder erkannt hat. Sie begleitet uns zu dem gleichen Tisch und wir haben uns erst einmal viel zu erzählen. Schließlich bestelle ich wieder Hühnerbrust mit Präriepreiselbeeren. Norbert isst wieder “Bison vom falschen Hasen”, eine Art Beefsteak. Beides schmeckt sehr lecker. Ab und zu kommt Isolde vorbei und wir setzen unsere Unterhaltung fort. Sie sagt uns auch dass das Prince of Wales Hotel erst am 10. Juni öffnet. Im Winter ist der ganze Ort geschlossen und liegt unter einer hohen Schneedecke. Sie zeigt uns auch Bilder von Ihrem Restaurant, wo gerade mal noch das Dach zu erkennen ist. Den Winter verbringt sie immer in Florida.

Ab und zu besucht sie auch mal Deutschland. Berlin liebt sie sehr, da sie mal ein dreiviertel Jahr hier verbracht hat, bevor sie mit ihren Eltern nach Kanada flüchten musste (ihr Vater wurde von der Stasi verfolgt). Wir laden sie ein, uns zu besuchen, wenn sie wieder mal nach Berlin kommt. Nun verabschieden wir uns herzlich und laufen durch den Ort zu dem Wasserfall.

Auf den Wiesen zwischen den Häusern liegen viele Rehe und Bighornschafe. Der Wasserfall ist wieder sehr beeindruckend. Da etwas Wind geht, bekommen wir einiges an Feuchtigkeit ab. Langsam laufen wir zurück zu Campingplatz und genießen die Ruhe und den herrlichen Blick auf die uns umgebenden Berge. Den Abend lassen wir gemütlich ausklingen und sprechen noch einmal über diesen wunderschönen Tag.

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