14. Juni – Besichtigung von Calgary

Unser letzter Tag im Wohnmobil ist angebrochen. Norbert hat noch gestern am Nachmittag die Karten für den Shuttle ins Zentrum von Calgary gekauft. Dieser fährt heute um 10 Uhr los. Die Sonne scheint von einem blauen Himmel und es ist angenehm warm. Trotzdem nehmen wir die Regenjacken mit. Die Fahrt bis zum Glenbow Museum dauert ca. 25 Minuten. Nach dem Aussteigen kommen wir mit einem Schweizer Paar ins Gespräch. Gemeinsam gehen wir zuerst zum Fernsehturm, der nur wenige Schritte entfernt ist. Wir müssen nicht anstehen und können gleich mit dem Lift nach oben fahren.

Als erstes fällt uns auf, dass hier eine neue Glasplattform eingebaut wurde. Von hier hat man einen senkrechten Blick nach unten. Langsam laufen wir nun die Runde. Uns fällt auf, wieviel in den letzten zehn Jahren gebaut worden ist. Es gibt jetzt wesentlich mehr Hochhäuser. Beim Blick in Richtung Rocky Mountains sehen wir, dass schon wieder dicke Regenwolken kommen. Die Aussicht vom Turm ist wieder grandios. Man kann unwahrscheinlich weit sehen. Dann fahren wir wieder abwärts und laufen zu der Fußgängerzone. Der Platz vor dem Fernsehturm ist jetzt ebenfalls bebaut, das eiserne Pferd steht aber noch.

Da wir heute an einem Wochentag in der Stadt sind, ist die Fußgängerzone wesentlich belebter als vor zehn Jahren an einem Sonntag. Auf unserem Weg kommt mir nun ein älterer schwarzer Hund entgegen und möchte seine Streicheleinheiten. Die bekommt er natürlich und ich rede mit ihm. Da wird sein Frauchen (eine etwa 80jährige gepflegte Dame) auf uns aufmerksam und spricht uns in deutsch an. Sie erzählt uns, dass sie 1950 aus Österreich ausgewandert ist. Sie ist froh, mal wieder deutsch sprechen zu können.

Da ein erster Regenschauer kommt, verabschieden wir uns und suchen Zuflucht in einem Einkaufscenter. Wir wollen uns den Devonian Garden ansehen. Dieser hatte 2003 einen sehr guten und bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen. In der dritten Etage finden wir ihn dann und erkennen ihn kaum wieder. Überall stehen Tische und Stühle herum, an denen das mitgebrachte Fast Food gegessen wird. Die Reste werden dann liegen gelassen. Es sind noch einige Rondells mit kleinen Bäumen und Pflanzen zu sehen, aber von der vergangenen Pracht ist nichts mehr zu sehen.

Wir kennen ihn noch als herrliche Oase der Ruhe mit viel Grün und Wasserspielen. Tief enttäuscht verlassen wir diesen nicht mehr so gastlichen Ort und suchen uns ein Restaurant, wo wir etwas zum Mittagessen bekommen. Da gerade viele Mitarbeiter der großen Firmen Pause haben, ist dies gar nicht so leicht. Es sind unwahrscheinlich viele Menschen, vor allem junge Leute unterwegs. Wir finden dann doch noch in einem Lokal einen freien Tisch. Laute Musik dröhnt durch den Raum und es ist ziemlich schummrig. Das Sandwich mit Salat schmeckt aber sehr lecker.

Wir halten uns nicht lange auf und machen uns wieder auf den Weg, noch einige Dinge für unsere Lieben zu Hause zu kaufen. Irgendwie sind wir den Trubel und die Lautstärke einer Stadt nicht mehr gewohnt. In verschiedenen kleinen Läden kaufen wir dann das was uns noch fehlt. Inzwischen hat es angefangen zu regnen und wir sind froh, unsere Jacken mitgenommen zu haben. Es ist jetzt gegen halb drei und der Himmel sieht nur noch nach Regen aus. Deshalb beschließen wir nicht mehr bis 18 Uhr zu warten (Rückfahrt des Shuttles) und nehmen uns ein Taxi, das uns zum Campingplatz zurück bringt. Der Fahrer ist ein Pakistani, der bereits seit zwanzig Jahren in Kanada lebt. Er unterhält sich sehr angeregt mit uns. Während der Fahrt fängt es richtig an zu schütten und über der weiten Prärie ist nicht ein einziger heller Fleck am Himmel zu sehen.   

Zurück im Wohnmobil wird erst einmal Kaffee getrunken und etwas ausgeruht. Anschließend müssen wir wohl oder übel unsere Koffer packen. Gegen sieben Uhr kommt noch einmal das Ehepaar aus Basel bei uns vorbei, die wir auf der Fahrt nach Calgary kennengelernt hatten. Ihr Wohnmobil steht nicht weit entfernt von uns. Wir haben uns viel zu erzählen und verbringen einen netten Abend zusammen. Der Abend wird nicht allzu lang, denn morgen geht es wieder früh aus den Federn. Die letzte Nacht im Wohnmobil ist angebrochen. Und es regnet die ganze Nacht. Die Vorboten des großen Unwetters, das Calgary ein paar Tage später heimsucht, machen sich bemerkbar.

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