16.04.2018 – Fahrt nach Cottonwood

Der Wecker klingelt heute wieder um 5 Uhr. Nach einem kurzen Frühstück geht es bereits um halb sieben los. Die Sonne scheint von einem schönen blauen Himmel, aber die Luft ist noch angenehm kühl. Zuerst fahren wir durch Nebenstraßen, wo sehr wenig Verkehr ist. Die Häuser und die Vorgärten sind alle sehr gepflegt. Dann erreichen wir den Autobahnring und hier herrscht viel Verkehr, teilweise sehr zähflüssig. Nach einiger Zeit biegen wir zu einem Walmart ab. Mike kommt mit und hilft uns bei der Entscheidung für eine Festplatte.

Nun geht es wieder auf die Interstate in Richtung Norden. Der Verkehr nimmt mit der Entfernung zur Stadt ab. Es kommen langsam Berge in Sicht. Die Straße führt uns bis auf eine Höhe von 1.200 m und das Gestein wird farbiger. Auf der Höhe liegt ein schöner Rastplatz, wo wir eine Pause einlegen. Von hier hat man einen wunderbaren Blick in einen breiten Canyon und auf die umliegenden Berge. Der Rastplatz ist sehr schön angelegt, wie wir das ja bereits kennen.

Auf der Weiterfahrt geht es mit teils 6% Gefälle in die Ebene. Mike fährt uns mit einem ganz schönen Tempo weit voraus, aber wir haben ja den Campingplatz gespeichert und werden ihn gut finden. Vor der Abbiegung in Richtung Cottonwood holen wir Mike, der jetzt langsam fährt, wieder ein. Über viele Meilen wird hier gebaut. Mehrere Kreisverkehre sind  neu geschaffen worden. Es geht nur langsam voran.

Schließlich erreichen wir den Campingplatz gegen 11 Uhr. Am Eingang steht wieder das Schild „Full“. Zum Glück haben wir reserviert. Mike muss natürlich wieder ein längeres Schwätzchen mit den Ranchern halten. Erst als sich eine Schlange hinter uns bildet, fährt er weiter und wir erreichen unsere Campsite. Wir richten uns ein und essen eine Kleinigkeit.

Bereits um 12:30 Uhr brechen wir wieder auf zu einer Historic Site, dem Tutzigoot. Das Pueblo von Tuzigoot wurde um 1125 begonnen. Es zieht sich über einen Grat aus Kalk- und Sandstein, etwa 35 Meter über dem Fluss. Wie andere Pueblos im Tal des Verde River bevorzugte man erhöhte Lagen, die sich gut verteidigen ließen. In der letzten Ausbaustufe Ende des 14. Jahrhunderts umfasste das Pueblo 110 Räume auf drei Stockwerken und wurde von über zweihundert Personen bewohnt.

Die Bewohner bauten am Flussufer die drei typischen Nutzpflanzen des Südwestens an: Mais, Bohnen und Squash-Kürbis. Daneben wurden Jagen und Sammeln betrieben. Die Pueblos exportierten Salz und Baumwolle und führten Muschelschalen vom Golf von Californien ein. Um 1400 wurde das Pueblo aufgegeben, die Sinagua-Kultur ging unter. Als Gründe wird eine Veränderung der klimatischen Bedingungen oder Erschöpfung der Ackerböden durch Übernutzung diskutiert.

Ein Rancher führt uns zu den Ruinen und er spricht ein gutes langsames Englisch, so dass wir einiges verstehen können. Plötzlich kommt eine Rancherin gerannt und sagt, dass am Eingang eine Klapperschlange ist. Alle machen kehrt und stürmen zurück. Ich gehe etwas langsamer hinterher. Norbert möchte so gern mal eine Klapperschlange sehen, aber sie ist bereits verschwunden. Nur ein junges Pärchen zeigt uns die Aufnahmen von der Schlange.

Nun geht es wieder den Berg hinauf und der Rundgang wird fortgesetzt. Wir steigen bis auf die höchste Stelle, von wo man einen herrlichen Rundblick hat. Den Rest der Anlage können wir uns individuell ansehen. Wir schauen uns noch das Visitor Center an. Wir lassen uns die Junior Rancher Hefte für unsere Enkel geben und kaufen eine Musik CD, die Norbert für seinen Film über diese Reise braucht.

Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel fährt uns Mike noch kurz nach Clarkdale. Aus dem Auto heraus macht Norbert einige Fotos. Von hier hatte ich eigentlich eine Bahnfahrt durch den Verde Canyon für morgen geplant. Aber es sollte leider anders kommen.

Das nächste Ziel ist Jerome, eine ehemalige Minenstadt. Sie liegt hoch in den Bergen (ca. 1.550 m)  und wurde am 8. März 1898 gegründet.

1875 durchstreifte der berühmte Armeescout Al Sieber das Verde-Tal auf seinen Erkundungsritten. Als er die alten Gruben auf der Seite des Kleopatra-Hügels in den Mingus Mountains sah, erkannte er, dass sie Potenzial hätten und ließ 1876 seinen Anspruch (Claim) eintragen. Es dauerte nicht lange bis andere Schatzsucher seiner Route folgten. Angus McKinnon und M.A. Ruffner  fixierten ihre Claims kurz danach.

1883 kauften Agenten im Namen von Eugene Murray Jerome den drei Entdeckern ihre Rechte an den Claims für 15.500 Dollar ab. Der spätere Senator von Montana, William A. Clark pachtete 1888 die Abbaurechte, ein Jahr später kaufte er den Claim komplett auf und gründete die United Verde Copper Company. Die United Verde Mine produzierte schließlich über eine Milliarde Dollar in Kupfer, Gold und Silber.In ihrer Blütezeit 1929 besaß Jerome eine Bevölkerung von 15.000 Einwohnern, ein Krankenhaus, eine Schule, eine Highschool, ein Clubhaus, über 12 Bordelle und fast 100 Saloons. Doch 1953 schloss die letzte Kupfermine in Jerome.

Heute zählt dieser Ort nur noch einige hundert Einwohner. Wir schauen uns zuerst die Geschichte im Historic State Park an. Anschließend parken wir in dem Ort. Hier haben wir einen wunderbaren Ausblick auf die farbenprächtige Landschaft. Während ich versuche, schöne Aufnahmen von dieser tollen Landschaft zu machen, verrenkt sich Mike fast beim Fotografieren einer schiefen Tür in einem Abrisshaus. So verschieden sind die Geschmäcker.

Wir laufen die Straße entlang und die Häuser lassen die einstige Pracht erahnen. Einige sind schön hergerichtet, aber viele sind dem Verfall preisgegeben. Die meisten Geschäfte sind Galerien, die mit vielen interessanten Objekten ausgestattet sind. Norbert und ich haben jetzt richtig Kaffeedurst. Wir überreden Mike und Gladys dazu, ein Cafe aufzusuchen. Na ja, was man so als Cafe bezeichnen kann. Das Getränk ist weit entfernt von dem Kaffee, den man zum Beispiel bei Starbucks bekommt.

Danach fahren wir zurück zum Campingplatz. Nun ist erst mal Ausruhen angesagt. Ich nicke sofort ein, während Norbert versucht, seine Daten auf die neue Festplatte zu überspielen. Durch sein Fluchen werde ich wieder geweckt. Es scheint Schwierigkeiten zu geben. Später versucht Mike es ebenfalls mit seinem Computer und die gleichen Probleme treten auf. Es werden keine Daten überspielt.

Danach setzen wir uns noch etwas unter einen Baum zwischen den Campsites, trinken Bier und Margaritha und knappern Pinienkörner. Bei meiner Reisevorbereitung hatte ich für den morgigen Tag eine Zugfahrt durch den Verde Canyon geplant. Aber Mike ist das zu teuer (50 $ pro Person). Also lassen wir es sein, schade.    

Abendbrot wird wieder getrennt gegessen. Anschließend spielen wir noch etwas, bevor es gegen halb zehn ins Bett geht.    

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