24. Mai – Victoria – Tofino

In dieser Nacht hatten wir die Heizung etwas höher gedreht, so dass wir nicht gefroren haben. Gegen 7:00 Uhr stehen wir auf. Nach einen guten Frühstück werden die Anschlüsse abgebaut und das Geschirr im Bett verstaut. Gegen 9:00 Uhr fahren wir los. Da heute Sonntag ist sind die Straßen recht leer. Leider ist eine Straße auf unserem Plan eine Sackgasse geworden, die zu einem Industrieunternehmen führt. Wir können aber gut wenden und kommen bald wieder auf den HW1. Nun geht es immer in Richtung Norden. Die Straße ist von zahlreichen blühenden Ginsterbüschen gesäumt. Die Strecke führt uns bergauf zu dem Malahat Summit mit einer Höhe von 350 Metern. Es ist eine landschaftlich schöne Strecke.

Danach erreichen wir Duncan. Hier wollen wir erst einmal unseren Tank auffüllen, da wir ihn nicht voll von der Cruises Canada übernommen haben. Wir fahren zu dem Einkaufspark und können preisgünstig tanken. Es ist Selbstbedienung und man muss die Kreditkarte an der Tanksäule einführen. Da dies hier anders abläuft, holt Norbert eine Mitarbeiterin, die es ihm erklärt. Bei den künftigen Tankstopps klappt es dann sehr gut. In dem angegliederten Einkaufscenter holen wir noch verschiedene kleine Dinge, die in dem Wohnmobil fehlen. Da es hier Dollarshops gibt, können wir uns einige fehlende Dinge sehr preiswert besorgen.

Dann geht die Fahrt weiter bis Chemainus. Diesen Ort hatten wir bereits 2003 besucht und wir haben ihn in sehr guter Erinnerung behalten. Heute wollen wir uns auch noch die Unterstadt von Chemainus ansehen. Wir bekommen im Zentrum einen schönen Parkplatz, wie immer kostenlos.

Chemainus ist eine Kleinstadt mit 4.000 Einwohnern. Die Stadt lebte früher vom Kohlebergbau. Als diese Quelle zu Ende ging, drohte der Ort zu einer Geisterstadt zu werden. Im Jahr 1982 kam ein Künstler auf die Idee, die Geschichte der Stadt auf die Häuserwände zu malen (Murals). Dies bescherte dem Ort einen Touristenboom. Heute sind die mehr als 60 Murals eine Attraktion und jedes Jahr kommen zum „Festival of Murals“ neue Fresken hinzu. Wenn man den gelben Fußstapfen folgt, kann man kein Gemälde versäumen. An unseren Parkplatz grenzt gleich ein großes Wasserrad, welches an die erste Sägemühle aus dem Jahr 1862 erinnert.

Von hier aus geht es durch einen kleinen Park über mehrere Stufen in die Unterstadt. Diese grenzt an einen Hafen, der vor allem der Holzindustrie dient. Hier sind riesige Baumstämme und bereits zu Brettern verarbeitete Holzstapel zu sehen. In der Unterstadt folgen wir nun den gelben Tapsen und kommen an verschiedenen Fresken vorbei.

Die viktorianischen Häuser sind alle sehr schön restauriert und vermitteln einen Eindruck der früheren Wohlhabenheit. Ab und zu werden wir von den Bewohnern gegrüßt und nett angesprochen. Da es Frühling ist, stehen die hübschen Vorgärten in voller Blütenpracht.

Wir kehren in die Oberstadt zurück und gehen durch die Geschäftsstraße und sehen uns die hübschen Läden an. Wir erreichen das Wandbild, das eine Gruppe von Ureinwohner zeigt. Als ich das Bild betrachte, werde ich von einer Indianerin angesprochen, die mir erzählt, dass die Frau auf dem Bild ihre Ur-Ur-Urgroßmutter ist. Die Ähnlichkeit ist auf jeden Fall vorhanden.  Wir unterhalten uns so gut wie es möglich ist und sie bietet uns eine Bett- und Breakfest Pension an. Da wir unser Wohnmobil haben, brauchen wir dies nicht und sie wünscht uns noch einen schönen Tag. Es ist bereits Mittag und der Hunger meldet sich. Deshalb gehen wir zu dem griechischen Restaurant, das wir von unserem letzten Besuch kennen. Leider ist es kein griechisches Restaurant mehr, sondern mehr eine Gaststätte für Eishockeyfans der Red Socks. Wir bekommen aber trotzdem ein recht gutes Essen (Nudeln mit Käse, bzw. mit Gemüse) und die Bedienung fragt uns gleich, woher wir kommen.

Wir erkunden den Ort weiter und kommen an dem hübschen Theater vorbei. Das Haus mit den braunen Fußtapfen auf der gelben Tür gibt es ebenfalls noch. Nun gehen wir zurück zu unserem Wohnmobil.

Die Fahrt geht gegen 15:00 Uhr weiter in Richtung Nanaimo. Leider fehlt uns die Zeit, diesen interessanten Ort etwas näher anzusehen. Hier setzt der HW 1 auf das Festland über und wir fahren auf dem HW 19 weiter Richtung Norden. Die Straßen sind alle sehr gut ausgebaut und wir fahren an dicht besiedelten Gebieten vorbei. Dies ist die Urlaubsregion von Vancouver Island. Bei Parksville biegen wir dann auf den HW 4 ab in Richtung Port Alberni. Norbert hat nach dem guten Mittagessen mit der Müdigkeit zu kämpfen. Leider gibt es auf der ganzen Strecke keinen Parkplatz und so bemühe ich mich, ihn munter zu halten. Schließlich erreichen wir den MacMillan Provincial Park.

Hier bekommen wir ganz am Rand einen Parkplatz und kochen uns erst einmal einen starken Kaffee. Nachdem wir uns gestärkt haben, schauen wir uns „Cathedrale Grove“ an. Dies ist ein erhalten gebliebener Urwald mit bis zu 800 Jahre alten Douglasien. Unser Spaziergang führt an bis zu 75 Meter hohen und bis zu 10 Meter dicken Bäumen vorbei, die bis jetzt jeden Waldbrand überstanden haben. Dieser Wald wird sich selbst überlassen. Es werden nur die angelegten Wege von umgestürzten Bäumen freigehalten. Viele Bäume sind mit grünen Pflanzen überwuchert, so dass sie teilweise ein recht bizarres und verwunschenes Bild abgeben. Dieser Wald ist immer wieder faszinierend. Gegenüber 2003 wurden zusätzliche Wege angelegt, so dass man den Wald noch besser erkunden kann.

Gegen 17:00 Uhr fahren wir weiter in Richtung Port Alberni, teils führt die Strecke durch dichte Wälder und zum Teil schlängelt sie sich bergauf und bergab.

Nach etwa 16 km erreichen wir die Hafenstadt, die mitten auf Vancouver Island liegt und durch einen 50 km langen Fjord mit dem Pacific verbunden ist. Dieser wurde 1791 vom spanischen Kapitän Pedro Alberni erkundet. Heute zählt die Stadt 20.000 Einwohner und lebt überwiegend vom Fischfang und der Holzindustrie. Zu dem Hafen können sogar Hochseeschiffe fahren. Ich habe für uns einen Campingplatz an diesem Fjord ausgesucht, der westlich des Ortes liegt. Wir durchfahren den Ort und biegen dann von dem Highway in eine Nebenstraße ein. Hier sind viele hübsche Wassergrundstücke zu sehen. Nur leider finden wir keinen Campingplatz, oder wir haben ihn übersehen. Da dies eine Einbahnstraße ist, müssten wir auf dem HW 4 zurück und nochmals diese Straße abfahren. Da es erst 17:30 Uhr ist, beschließen wir weiter bis Tofino zu fahren. Aus unseren Reisebüchern wissen wir, dass die Strecke durch den Pacific Rim National Park viel Zeit braucht. Aber da es lange hell ist, beschließen wir es doch noch in Angriff zu nehmen.

Unsere Fahrt führt noch mehrere Kilometer an dem Fjord entlang. Dann beginnt sich die Straße bergauf zu winden und es geht viele Kilometer durch den Wald und an Felsmassiven vorbei. Plötzlich sehen wir Autos am Straßenrand stehen. Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass in diesem Fall meist ein Tier zu sehen ist. Wir halten also an und steigen aus. Mehrere Menschen stehen am gegenüberliegenden Straßenrand. Wir folgen ihrem Beispiel und können auf einer etwas tiefer gelegenen Wiese unseren ersten Schwarzbären auf dieser Fahrt sehen. Leider zeigt er sich nicht lange und verschwindet dann im Wald. Die Fahrt geht weiter bergauf und bergab, an Flüssen vorbei und zwischen Felsen hindurch. Etwa 10 km weiter wiederholt sich das Schauspiel. Dieses Mal sehen wir wieder einen Schwarzbären, der an einem Hang sein Abendmahl einnimmt. Der Abstand beträgt nur etwa 10 Meter. Er lässt sich aber durch die vielen Fotografen überhaupt nicht stören. Es ist schon faszinierend diese Tiere in der Wildnis zu beobachten.

Wir fahren weiter und kommen an einen sehr großen See, den Kennedy Lake. Man kann denken, dass dies schon das Meer ist. Die Abendsonne spiegelt sich im See und es ist ein herrlicher Anblick. Dann erreichen wir die Stelle, an der sich die Straße trennt. Südlich führt die Straße nach Ucluelet, wir biegen aber nach Norden ab in Richtung Tofino. Die Straße verläuft geradeaus wie eine Berg- und Talbahn und ist auf beiden Seiten von dichtem Wald umgeben. Ich hatte gehofft, dass man einen Blick auf den Pacific bekommt. Dies ist leider nicht der Fall. Nur am Badestrand Long Beach bekommt man einen kurzen Blick aufs Meer.   

Gegen 19:30 Uhr kommen wir auf dem Campingplatz „Bella Pacific Resort“ bei Tofino an. Leider ist die Rezeption nicht mehr besetzt. Es steht aber ein Zettel an der Tür, welche Plätze noch frei sind, diese sind aber nur mit Strom. Es sind noch mehrere Camper da, die einen Platz suchen. Wir fahren los und versuchen den Platz zu finden. Wir finden dann einen Stellplatz am Rande des Waldes. Dieser ist sogar mit Full-Huck-up. Wir fragen unseren Nachbarn, ob dieser Platz reserviert ist. Dieser versteht uns leider nicht und geht zu seinem anderen Nachbarn. Es stellt sich heraus, dass dies ein Deutscher ist. Er erklärt uns, dass an der Rezeption eine Liste aushängt, auf der alle bereits vergebenen und reservierten Plätze verzeichnet sind. Er begleitet mich und wir sehen, dass unser Platz nicht mit angegeben ist. Also schließen wir unser Wohnmobil an.

Nun machen wir uns erst einmal richtig bekannt. Unsere kanadischen Nachbarn sind Jane und Jim aus Kamloops und die Deutschen sind Thomas und Claudia aus München. Thomas spricht sehr gut Englisch. Damit wird unsere Unterhaltung gleich viel interessanter. Jane und Jim laden uns alle vier gleich zu einem Glas Wein ein. Zuvor gehen Norbert und ich erst einmal zum Strand, um den Sonnenuntergang zu genießen und einige unvergessliche Aufnahmen zu machen. Es herrscht gerade Ebbe. Anschließend holen wir das erste Mal unsere Campingstühle hervor, die wir auf diese Weise gleich einmal einweihen können. So verbringen wir einen sehr netten und interessanten Abend. Gegen 23:15 Uhr lösen wir auf Grund der zunehmenden Kälte unsere Runde auf. Heute sind wir 323 Kilometer gefahren.

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