Heute stehen wir schon um 6:00 Uhr auf, da wir einen recht weiten Weg vor uns haben und einige Besichtigungen auf dem Programm stehen. Zwischen den Stellplätzen huschen kleine zierliche Tierchen herum. Sie sind sehr flink, aber Norbert erwischt eine Aufnahme mit der Kamera. Darauf können wir erkennen, dass es kleine Streifenhörnchen sind.
Gegen 9:00 Uhr fahren wir ab. Die Fahrt nach Castlegar führt uns über Serpentinen hinab in das Tal des Columbia Rivers. Wir überqueren den Fluss und fahren dann nach Norden in Richtung Nelson. Auf der gegenüberliegenden Seite können wir den Ort Castlegar erkennen. Die Stadt hat etwa 7.500 Einwohner und liegt direkt an der Einmündung des Kootenay River in den Columbia River. Die ersten weißen Siedler hier gehörten einer von der russische-orthodoxen Kirche abweichenden Glaubensgemeinschaft, den Duchoborzen, an. Sie legten Gärten und Obstplantagen an und bauten Sägewerke und Marmeladenfabriken. Wir erreichen den Kootenay River kurz vor seiner Mündung und überqueren ihn auf einer recht hoch über den Fluss liegenden Brücke. Nun fahren wir entlang des Kootenay River in Richtung Norden. Wir passieren das Wasserkraftwerk „Brilliant Dam“, das für die Stromversorgung zuständig ist.
Die Fahrt verläuft immer am Fluss entlang durch ein breites Tal. Es ist ein sehr fruchtbares Gebiet. Wir erreichen Nelson, das wir uns schon vor sechs Jahren angesehen haben. Es ist ein hübsches Städtchen mit schön restaurierten Häusern. Dieser Ort begründete seinen Reichtum Anfang des 20. Jahrhunderts ebenfalls durch den Bergbau. Hier gab es überwiegend Silber-, Blei-, Kupfer und Zinkvorkommen. In Nelson beginnt der Kootenay Lake. Er liegt zwischen den Purcell Mountains im Osten und den Selkirk Mountains im Westen. Die Gipfel der Berge sind noch schneebedeckt.
Die Straße 3A führt dann zur Fähre, mit der man auf das Ostufer übersetzten kann. Wir biegen aber auf den HW 31 ab und folgen den Weg nach Kaslo. Dieser führt immer an dem See entlang und wir merken, dass dies eine beliebte Urlaubsregion ist. Viele hübsche Häuser sind links und rechts der Straße zu sehen. Es ist aber auch ein herrlicher Blick über den See zu den immer höher werdenden schneebedeckten Gipfeln. Das Wetter ist wieder sehr sonnig und warm. Dann geht es ständig bergauf und bergab am See entlang. Plötzlich sehen wir ein Reh vor uns auf der Straße. Es schreitet gemächlich in Richtung Wald und schaut dann neugierig zu uns rüber. Wir halten an, fotografieren und filmen es.
Dann erreichen wir Kaslo und finden ohne Probleme einen Parkplatz. Das Rathaus und die Kirche sehen noch genauso hübsch aus, wie vor sechs Jahren. Nun wollen wir uns den hübschen Ort noch etwas näher betrachten. Er hat noch etwa 1.000 Einwohner und verdankte seinen Wohlstand dem Silberbergbau. Kaslo war während des Silberbooms der Verschiffungshafen für das gewonnene Erz. Der Ort ist nicht allzu groß, aber die Hauptgeschäftsstraße besteht aus schön restaurierten viktorianischen Häusern. Sie vermitteln einen guten Eindruck, wie der Ort einmal ausgesehen hat. Die einzige Verbindung zur Außenwelt waren lange Zeit die Raddampfer. Der letzte noch erhaltene Raddampfer, die „S.S. Moyie“ liegt heute noch an der Front Street, allerdings auf dem Trockenen.
Er ist als Museum zu besichtigen. Dieser Raddampfer war noch bis 1957 in Betrieb. Als wir 2003 schon einmal in Kaslo waren, war das Museum bereits geschlossen, deshalb wollen wir uns heute die Zeit für eine Besichtigung nehmen. Wir zahlen 7 Dollar pro Person Eintritt, bekommen noch ein Faltblatt in deutscher Sprache und können in eine vergangene Zeit eintauchen. Zuerst sehen wir uns die Laderäume an.
Hier stehen noch ein altes Auto, viele Kisten mit Obst und Gemüse, Konserven und ein Käfig mit Federvieh, das gackert. Alles ist natürlich nur Attrappe, aber sehr lebensecht dargestellt. Wir kommen zu der Kombüse, in der ein chinesischer Koch mit den Töpfen klappert. Es sieht alles sehr natürlich aus.
Auch Maschinengeräusche sind zu hören, die den Eindruck vermitteln, der Dampfer ist auf Fahrt. Dann steigen wir auf das Oberdeck hinauf. Dieses Deck wird von einem großen Salon bestimmt. Von diesem gehen die einzelnen Kabinen ab, wo manche sogar mit Waschraum und Toilette ausgestattet sind. Es sieht aus, als wären die Bewohner nur mal kurz an Land gegangen. Alles ist sehr detailgetreu nachgestellt. Beim Weitergehen hören wir Schreibmaschinengeklapper. Wir stehen dann vor einem Raum, in dem wir auf den Rücken eines Mannes schauen, der an einer Schreibmaschine sitzt. Dies ist vermutlich der Zahlmeister, aber nur eine Puppe.
Wir durchschreiten dann einen Raum, wo wahrscheinlich gegessen und Karten gespielt wurde. Davor ist noch ein Aufenthaltsraum, der für Raucher gedacht war. Dann steigen wir auf das Oberdeck. Hier ist die „Brücke“ mit dem großen Steuerrad, von der wir einen herrlichen Ausblick auf die umliegende Bergwelt haben. Links und rechts von der Brücke sind noch einige Kabinen, wo der Kapitän und die Mannschaft untergebracht wurden. Wir bewundern wieder die Art der Museumsgestaltung, die wir in Kanada schon mehrfach vorgefunden haben. Alles wird mit viel Liebe zum Detail dargestellt und es vermittelt einen tiefen Einblick in die damalige Zeit.
Nun heißt es aber langsam weiter zu fahren, denn wir haben noch einen langen Weg vor uns. Wir verlassen das schöne Örtchen und die Straße führt uns erst einmal bergauf. In Richtung Westen durchqueren wir die Selkirk Mountains. Die Straße führt immer an einem kleinen Fluss entlang. Bald erreichen wir die Stelle, die von den vergangenen Bergwerkszeiten erzählt. Wir machen eine kurze Rast an einer Stelle, die wir vom letzten Mal kennen. Der Fluss wird hier von Baumstämmen blockiert, die auf das Werk von Bibern zurückzuführen sind. Auf der gegenüberliegenden Seite erkennt man noch die Reste von mehreren Minen, also Zeugnisse einer vergangenen Epoche.
Auf der Weiterfahrt kommt die Abzweigung nach Sandon. Dies ist die ehemalige Stadt des Silberbergbaues. Von hier wurden die Erze auf halsbrecherischen Pfaden nach Kaslo transportiert. Ende des 19. Jahrhunderts war Sandon eine boomende Bergbaumetropole mit etwa 5.000 Einwohnern. Es gab 24 Hotels, 23 Kneipen und sogar ein Opernhaus. Dieser Ort hatte schon elektrisches Licht als man sich in Vancouver und Victoria noch mit Kerzen und Petroleumlampen behelfen musste. Die Stromerzeugung erfolgte durch ein kleines Kraftwerk mit Hilfe eines Bergbaches. Heute gibt es nur noch ein Museum und einige Häuser. Sandon gilt jetzt als Geisterstadt. Da uns leider wieder die Zeit fehlt und nur eine Gravel Road dahin führt, entschließen wir uns weiter zu fahren.
Wir erreichen New Denver und beschließen zu dem schönen Parkplatz am See zu fahren und ein kleines Picknick zu machen. Wir finden einen schönen Platz und haben einen herrlichen Blick über den Slogan Lake zu den schneebedeckten Gipfeln. Der Ort gleicht einer Gartenstadt mit schönen breiten Straßen und hübschen Einfamilienhäusern. Nach unserem kleinen Imbiss beschließen wir, die Gedenkstätte aufzusuchen. Bei unserem letzten Besuch haben wir von einer hier beheimateten Deutschen davon erfahren.
Wir halten genau vor dem Museum, bezahlen unsere 6 Dollar Eintritt pro Person und betreten das Lager. Es ist eine Gedenkstätte für hier während des zweiten Weltkrieges inhaftierte Japaner. Diese Menschen wurden nach dem Überfall auf Pearl Harbour in verschiedenen Lagern in Kanada interniert und zuvor enteignet. Wir sehen uns das Lager an, das noch aus verschiedenen Gebäuden besteht. Sie sind wieder sehr detailgenau eingerichtet und zeigen eindrucksvoll von dem sicher schweren Leben hier in der Gefangenschaft. Diese Lager sind aber nicht mit den Konzentrationslagern in Europa zu vergleichen. Das Leben war hier sicher wesentlich „angenehmer“. Beeindruckt und nachdenklich verlassen wir die Gedenkstätte.
Die Fahrt geht jetzt weiter auf dem HW 6 in Richtung Norden. Nach etwa 47 Kilometern erreichen wir Nakusp. Dieser Ort liegt am Upper Arrow Lake, der 1965 durch die Aufstauung des Columbia Rivers bei Castlegar entstanden ist. Mit der Aufstauung versanken viele kleine Orte aus der Bergbauzeit im Wasser. Nakusp überlebte, da der Ort auf einer Terrasse hoch über dem Fluss liegt. Er ist heute dank seiner heißen Quellen auch ein beliebter Ferienort. Als wir vor sechs Jahren hier Station machten, besuchten wir ein kleines Restaurant, wo wir ein nettes Besitzerehepaar kennen lernten. Sie kommt aus Deutschland und er aus dem ehemaligen Jugoslawien. Wir besuchen die Gaststätte und trinken einen Kaffee. Von der netten Bedienung erfahren wir, dass die beiden sich bereits zur Ruhe gesetzt haben. Schade, wir hätten die Bekanntschaft gern aufgefrischt.
Da die Füllung unseres Gastanks sich bedenklich dem Ende zuneigt, beschließen wir ihn nachzufüllen. Wir fahren an die Tankstelle und fragen den Tankwart. Dieser kommt und schließt uns an den Tank an. Leider kommt aber kein Gas in unseren Tank. Dann kommt seine Chefin dazu und beide diskutieren. Schließlich erfahren wir, dass der Tank leer ist und das Gas erst in zwei bis drei Tagen kommt. Also fahren wir unverrichteter Ding wieder ab.
Unsere Fahrt geht weiter entlang des Upper Arrow Lake. Wir fahren jetzt auf dem HW 23 weiter in Richtung Norden. Der See wird im Osten und Westen von Bergen begrenzt. Es ist eine schöne aber fast unbewohnte Landschaft durch die wir fahren. Es kommen uns kaum Autos entgegen und nur wenige überholen uns.
Nach ca. 50 km kommen uns auf einmal viele Autos entgegen. Da wir ganz in der Nähe von Galena Bay, der Fährstation sind, vermuten wir, dass gerade eine Fähre angelegt hat. Wir beeilen uns und erreichen die Fähre im letzten Augenblick. Nun setzen wir kostenlos über den Upper Arrow Lake über. Die Fahrt dauert etwa 30 Minuten. So haben wir etwa eine Stunde Zeit gespart.
Die Fähre legt in Shelter Bay an und wir fahren wieder an Land. Dies ist aber ebenfalls wie der Abfahrtort nur eine kleine Station, Menschen leben hier nicht, so wie wir erkennen können. Nun geht es auf der Westseite des aufgestauten Columbia Rivers weiter in Richtung Norden. Plötzlich sehen wir einen Schwarzbären am Straßenrand. Leider können wir nicht anhalten, da wir von mehreren Autos, die auch von der Fähre kommen, überholt werden. Nach weiteren 10 km sehen wir wieder einen Schwarzbären, der aber fluchtartig im Wald verschwindet. Bis Revelstoke sind es noch 50 km, die durch eine schöne und interessante Landschaft führen. Der Fluss wird von schneebedeckten Bergen gesäumt.
Die Gründung der Stadt Revelstoke steht im engen Zusammenhang mit der Eisenbahngeschichte Kanadas. Sie wurde 1884 an der über dem Columbia River führenden Eisenbahnbrücke als neue Ortschaft komplett mit Bahnhof errichtet. Die Innenstadt soll sehr schön sein mit restaurierten viktorianischen Häusern, Kaffees und nostalgischen Straßenlaternen. Da es aber bereits 18:00 Uhr ist, müssen wir uns auf die Suche nach einem Campingplatz machen.
Ich hatte bereits im Vorfeld drei verschiedene Campingplätze herausgesucht. Den ersten verpassen wir, weil wir noch keinen Hinweis auf den Ort sahen. Also versuchen wir auf den zweiten zu kommen. Dazu müssen wir durch den Ort hindurch. Es findet sich aber kein Hinweis und wir müssen mal wieder wenden, da wir in eine Sackgasse geraten sind. Zum Glück sind die Straßen sehr breit und wenig befahren. Nun beschließen wir zu dem KOA – Campingplatz zu fahren, der etwas außerhalb des Ortes am HW 1 liegt. Dieser ist sehr gut ausgeschildert und wir finden die Anfahrt problemlos. Es geht in einigen Serpentinen hinunter in ein Tal.
Wir checken ohne Probleme ein und fahren dann zu unserem Platz. Die Stellplätze sind großzügig angelegt und man kann von beiden Seiten den Stellplatz erreichen. Wir versuchen eine möglichst gerade Position einzunehmen, damit der Kühlschrank gut schließt. Dann schließen wir wieder alle Schläuche und Leitungen an. Auf dem Platz sind noch sehr viele Plätze frei. Einige Plätze weiter sehen wir zwei Indianer mit Zelt und Auto. Sie sind aber recht gut ausgestattet, einer arbeitet an einem Laptop.
Zum Abendbrot gibt es heute Zucchini mit Gehackten. Dies war aber für unseren Mikrowellenbackofen etwas zu viel und er schaltete sich nicht mehr aus. Dann flog die Sicherung raus und wir machten uns erst einmal auf die Suche nach dem Sicherungskasten. Den fanden wir dann unter der einen Sitzbank hinter einer Abdeckung versteckt. Die Sicherung lässt sich aber nicht mehr in die Ausgangsstellung bringen und so müssen wir erst einmal ohne Mikrowelle auskommen. Wir spielen dann noch etwas und unterhalten uns über diesen sehr schönen und ereignisreichen Tag. Gegen 22:30 Uhr gehen wir schlafen.
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