19. Juni – Rundflug über Vancouver

Heute stehen wir gegen 8:00 Uhr auf. Leider sind am Himmel viele Wolken. Aber die Sonne lässt sich doch hin und wieder blicken. Gegen 9:00 Uhr fahren wir in den 42. Stock zum Frühstück. Wir bekommen einen schönen Fensterplatz und haben einen herrlichen Blick auf den Stanley Park und die umliegenden Berge.

Es gibt Rührei, Speck, Wurst, Obst, Croissant, Marmelade, Butter und vieles mehr. Es ist sehr reichhaltig. Sogar der Kaffee schmeckt für hiesige Verhältnisse recht gut. Pro Person bezahlen wir 17 $, was für ein Hotel eigentlich normal ist, nur dass wir hier noch mit einer herrlichen Aussicht verwöhnt werden. Frisch gestärkt machen wir uns jetzt auf einen Einkaufsbummel durch die Robson Street. Wir wollen noch einige kleine Mitbringsel für unsere Kinder besorgen.

Mit dem vielen Verkehr und den Menschen habe ich immer noch meine Probleme. Eigentlich dürfte es mir gar nichts ausmachen, da ich ja in einer Großstadt wohne, aber die vier Wochen der Ruhe und Einsamkeit haben mich der Stadt vollkommen entwöhnt. Dann laufen wir die ganze Robson Street entlang, vorbei an dem Hotel Rosedale on Robson, in dem wir vor sechs Jahren gewohnt haben. Dieses Hotel hat uns damals ebenfalls sehr gut gefallen. Es besteht nur aus Suiten.

Nun erreichen wir das riesige BC Place Stadium, an dem eifrig in Vorbereitung der Olympischen Winterspiele 2010 gebaut wird. Hier finden die Eröffnungs- und die Abschlussfeier der Olympiade statt. Wir versuchen einen Blick hinein zu werfen, können aber nicht allzu viel sehen. Eine freundliche Bauarbeiterin kommt und fragt, ob sie uns helfen kann. Sie erzählt uns einiges über die Wettkampfstätten der Winterspiele.

Nun führt uns unser Weg zurück zum Hotel. Nach diesem Marsch sind wir erstmal pflastermüde. Wir verbrauchen noch unsere restlichen Vorräte und legen mal kurz die Beine hoch. Doch nun wird es Zeit zu unserem letzten großen Highlight zu gehen. Unser Weg führt uns wieder zum Hafen, genauer gesagt zu dem Start- und Landeplatz der Wasserflugzeuge. Wir haben bereits von zuhause aus einen dreißigminütigen Rundflug gebucht. Nun sind wir ganz aufgeregt. Wir checken ein und haben noch etwas Zeit. Von einer Bank aus beobachten wir den regen Flugverkehr. Von hier werden auch Linienflüge nach Vancouver Island angeboten. Um 14:45 Uhr ist es endlich soweit.

Wir gehen mit noch zwei Pärchen den Steg hinunter zum Flugzeug. Norbert und ich bekommen die beiden Plätze im hinteren Teil, so hat jeder ein Fenster. Eine Frau setzt sich neben den Piloten und die anderen drei müssen sich eine Sitzbank teilen. Wir fahren auf dem Wasser zur Startbahn. Nun geht es los, bitte alle anschnallen. Die Fotoapparate und Kameras sind startklar.

Wir starten gen Osten und fliegen entlang des Hafens und haben einen guten Blick auf Nordvancouver und die Coast Mountains. Hoch oben in den Bergen sehen wir den Capilano Lake schimmern. Wir sehen die Brücke mit dem Highway 1 unter uns liegen und es geht in Richtung Süden. Von da aus fliegen wir in Richtung Westen und sehen die Skyline von Vancouver unter uns liegen. Unser Hotel können wir sehr gut erkennen. Durch seine Höhe und den „schwarzen Ring“, wo sich das drehende Restaurant befindet, ist es nicht zu übersehen. (Als ich das Hotel im Rahmen meines Reiseberichtes über Google maps gesucht habe, fand ich es nicht mehr. Zwischen März 2018 und Mai 2019 wurde es leider abgerissen, schade.)

Der Flug geht ein Stück über das Meer und wir sehen den Fähranleger Horseshoe Bay. Über den Stanley Park fliegen wir wieder zur Landung. Die halbe Stunde ist viel zu schnell vergangen. Ich könnte noch stundenlang weiterfliegen. Unser Pilot bringt uns wieder sicher auf das Wasser. Ein unvergessliches Erlebnis.

Nun wollen wir uns noch einiges von Vancouver ansehen. Diese Stadt gehört zu den schönsten Städten der Welt. Ihre Lage zwischen dem Küstengebirge, dem Fraser River und dem Meer ist unübertroffen. Der britische Kapitän George Vancouver steuerte sein Schiff bereits 1792, auf der Suche nach der Nordwestpassage, an diese Küste. Der Pelzhändler Simon Fraser erforschte 1808 den Fluss, der heute seinen Namen trägt, und gelangte dabei auch in das Mündungsdelta im Süden der Metropole.

Als offizieller Stadtgründer gilt aber John Deighton, besser bekannt als „Gassy Jack“ (gassy heißt geschwätzig). Er hatte bei seinem Eintreffen 1867 ein Fass Whisky im Gepäck und eröffnete sogleich einen Saloon. Die Siedlung wird nur zwei Jahre später von Gastown in Granville umbenannt. Im Jahre 1886 wurden dem mittlerweile 2.000 Einwohner zählendem Ort die Stadtrechte zuerkannt und der ehrenvollere Namen Vancouver verliehen. Bereits ein Jahr später lief der erste Zug hier ein und der wirtschaftliche Aufschwung begann. Vancouver wurde zum Ausgangspunkt und zu einer wichtigen Versorgungsstation für tausende Goldsucher. Bereits zur Jahrhundertwende lebten 100.000 Einwohner in der Stadt.

Der Ortsteil Gastown ist also der ursprüngliche Ortskern, den wir uns nun anschauen wollen. Auf dem Weg dorthin kommen wir am Canada Place vorbei, wo wieder ein großes Kreuzfahrtschiff vor Anker liegt.

Der Stadtteil Gastown sollte eigentlich in den sechziger Jahren abgerissen werden. Zum Glück haben sich die Stadtväter anders entschieden. Links und rechts der gepflasterten Water Street stehen liebevoll restaurierte Lager- und Backsteingebäude in der charakteristischen Architektur der ausgehenden viktorianischen Epoche. Ein Wahrzeichen dieses Stadtteiles ist die vom städtischen Dampfnetz betriebene Steam Clock. Sie pfeift stündlich eine Melodie.

Nun bummeln wir auf der backsteingepflasterten Straße unter Bäumen entlang. Es geht vorbei an antiken Straßenlaternen, Restaurants und Geschäften. Eines erregt unsere Aufmerksamkeit und wir betreten es. Der Laden „Hills Native Art“ zeigt wunderschöne Kunstgegenstände der Ureinwohner. Leider sind nicht nur die Kunstgegenstände Spitze, sondern auch die Preise, aber schauen kostet ja nichts. Unser Weg führt uns weiter zum Marple Square und wir sehen das bronzene Abbild von Gassy Jack auf seinem Whiskyfass. Es ist ein wunderschöner und interessanter Stadtteil.

Als Nächstes steht Chinatown auf dem Programm. Dieser lebendige, farbenfrohe Stadtteil ist, nach dem in San Francisco, die größte Chinatown der amerikanischen Westküste. Obwohl nur ein Bruchteil der weit über 100.000 Chinesen Vancouvers hier lebt, hat sich das Viertel als Kultur- und Einkaufszentrum der chinesischen Bevölkerung erhalten. Viele Geschäfte und Restaurants sind in der Pender Street zu sehen, der Hauptgeschäftsstraße des Viertels. Wir gehen an tollen Geschäften vorbei.

Die Auslagen sind sehr exotisch. In den Auslagen der Lebensmittelgeschäfte sieht man Waren, die man noch nie gesehen hat. Vielfach ist es nur in chinesischer Sprache ausgezeichnet. Man fühlt sich hier nach China versetzt.

Wir laufen die Pender Street auf der einen Seite hinauf und auf der anderen Seite hinunter. Dann kommen wir zum kleinen Dr. Sun Yat-Sen Classical Chinese Garden. Er ist einer der wenigen Gärten im Stil der Ming-Dynastie außerhalb Chinas. Hier befindet sich das chinesische Kulturzentrum. Wir sehen uns aber nur den davor gelegenen kleinen chinesischen Park an. Hier ist eine richtig ruhige Oase inmitten der lebhaften Großstadt. Einen reizvollen Kontrast bilden die im Hintergrund aufragenden modernen Gebäude. Da es schon recht spät ist laufen wir durch das große China Tor zurück zur Robson Street.

Hier suchen wir uns einen Internetpoint, um unsere Plätze für den Rückflug zu reservieren. Das klappt auch alles und wir gehen zuerst ins Hotel um nochmal den schönen Ausblick zu bewundern. Langsam zieht ein Gewitter auf.

Zum Abendessen gehen wir in ein griechisches Restaurant nicht weit vom Hotel. Es ist sehr schön und das Essen ist dem bei unserem Griechen recht ähnlich. Wir genießen den Abend bei einem Glas Wein und lassen die Abenteuer dieses Tages Revue passieren. Etwas wehmütig denken wir daran, dass wir morgen wieder nach Hause fliegen müssen. 

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