Gegen halb acht stehen wir heute auf und frühstücken gemütlich. Anschließend dumpen wir, denn der Blackwater Tank ist voll. Nachdem wir zwei Eimer Wasser nachgespült haben, ist alles im grünen Bereich. Norbert bringt den Müll weg und kommt überhaupt nicht wieder. Als ich auf die Suche gehe, finde ich ihn bei einem Nachbarn. Sie schauen in die Kabelkästen und unterhalten sich angeregt. Wie sich dann herausstellt, hatte der Nachbar kein Licht. Er hatte sich ein gebrauchtes Wohnmobil (so groß wie ein Bus) gekauft und kannte sich noch nicht so gut aus. Nachdem Norbert den Sicherungskasten gefunden hatte, merkte er, dass die Sicherung nur umgelegt werden musste. Der Kanadier und seine Frau waren dann richtig glücklich. So einfach ist dies manchmal.
Anschließend kamen die Holländer noch mal kurz vorbei, und ich zeigte ihnen noch auf der Karte, wo sie die Paint Pots finden. So ist es bereits halb elf, bevor wir endlich loskommen. Das Wetter heute morgen ist erst einmal sonnig und warm. Unsere Fahrt geht nun in Richtung Cranbrock, vorbei am Fort. Wir erreichen den Highway 3 und fahren immer in Richtung Westen, entlang an Flüssen und Seen. Die Fahrt ist abwechslungsreich, genau wie das Wetter. Es kommen immer wieder Regenschauer gezogen.
Bei Creston biegen wir auf den Hwy 3A ab und fahren nun östlich des Kootenay Lakes in Richtung Norden. Hier teilt sich das Wetter. Auf unserer Seite scheint die Sonne und auf der Westseite sind viele schwarze Wolken mit Regenschauern zu sehen. Dies ergibt ein ungewöhnliches Bild. Ab und zu halten wir an Aussichtspunkten und schauen über den schönen See mit der dunklen Wolkenwand. Bald erreichen wir das “Glashaus”. An der Straße parken wir und gehen zu dem Kiosk, in dem neben dem Eintritt noch viele andere Sachen verkauft werden. Die Mitarbeiterin führt uns dann persönlich in das Haus, das ganz aus Glasflaschen gebaut ist.
Im Jahre 1952 begann David Brown nach seiner Pensionierung aus einer Laune heraus mit dem Bau des Hauses. Er war 35 Jahre als Bestatter tätig. Eines Tages kam ihm der Gedanke, die von Bestattungsinstituten weggeworfenen Glasflaschen, in denen Einbalsamierungsflüssigkeit aufbewahrt wurde, nützlich zu verwenden. Mr. Brown reiste durch Westkanada zu ehemaligen Berufskollegen bis er ca. 500.000 der quadratisch geformten Flaschen gesammelt hatte. Sie wogen insgesamt 250 Tonnen.
Das Haus erbaute Mr. Brown auf hartem Fels. Die drei Haupträume bedecken zusammen eine Grundfläche von 16,4 x 7,3 m, in Kleeblattform angeordnet. Es entstand eine Wohnfläche von ca. 106 m². Die Glasflaschen wurden beim Bau der Hauswände mit dem Hals nach innen angeordnet. Durch Deckel verschlossen, bildet die Luft im Inneren eine gute Isolierung. Durch Zement verbunden und an den Innenseiten der Wände mit Drahtgeflechten verstärkt, bilden darauf angebrachte Wandtäfelungen aus Zedernholz, die Rauminnenwände.
Bereits während der Bauphase weckte das Haus das Interesse vorbeikommender Menschen. Wegen immer mehr Neugier und der damit verbundenen Störung des Privatlebens, entschied sich die Familie das Haus auch für Besichtigungen zu öffnen. Mr. Brown stellte dazu auch Personal ein, um die vielen Fragen der Besucher zu beantworten.
Davie Brown, der den bis dahin als Müll geltenden Glasflaschen eine neue Bestimmung gab, starb am 13. Juli 1970. Mrs. Brown, ihr Sohn und ihre Schwiegertochter setzen sein Werk heute fort. Sie pflegen und vergrößern die Anlage zur Erhaltung seines einmaligen künstlerischen Werkes.
Wir besichtigen die Räume, die alle sehr gemütlich aussehen. Die Mitarbeiterin erzählt uns, dass die Familie jetzt in dem Haus nebenan lebt und dieses Haus nur im Winter nutzt. Die Gartenanlage können wir dann allein besichtigen. Ein Turm, ein kleine Brücke und eine Aussichtsplattform, ebenfalls aus Flaschen gebaut, vervollständigen das Gesamtbild der Anlage. Der Garten mit Blick auf den See, erinnert uns an Oberitalien. Dieser Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Die Fahrt führt uns nun weiter an dem schönen Kootenay Lake entlang. An einem schönen Aussichtspunkt machen wir eine kleine Snackpause. Anschließend fahren wir durch Crawford Bay, einem schön gelegenen Urlaubsort. Dann geht es durch die Berge und steil hinab zur Fähre. Uns kommen jede Menge Autos entgegen. Wir beeilen uns, um die Fähre noch zu bekommen. Es klappt und wir können sofort mitfahren. Diese Fähre ist, wie alle, die wir bisher an den Flüssen kennengelernt haben, kostenlos.
Die Überfahrt nach Balfour dauert etwa eine halbe Stunde. Links und rechts des Sees sind hohe, teils schneebedeckte Berge zu sehen. Am Westufer geht es nun weiter durch diese wunderschöne Landschaft. Die Straße windet sich bergauf und bergab entlang des Sees. Den Campingplatz vor Kaslo erreichen wir gegen 16:00 Uhr Rocky Mountain Time, gewinnen aber eine Stunde, denn hier ist jetzt Pacific Time. Regenschauer und Sonne wechseln sich ständig ab. Den Rest des Tages lassen wir nun ruhig angehen, mit Lesen und Karten schreiben. Die Natur und die Ruhe sind einfach nur schön. Bereits gegen 9 Uhr (PT) fallen wir todmüde ins Bett.
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